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Kernkratwerks beträgt allgemein etwa 40 Jahre. Nach den gleichen Berechnungen würde
sich die Zeit bis zum GAU auf über 380 Jahre vergrößern, wenn alle 434 Reaktoren be-
reits vom EPR-Typ wären. Unter diesem Aspekt böte auch ein zuküntiger Fusionsreaktor
nicht mehrSicherheit. Dennauch ein Fusionsreaktor erzeugt Radioaktivität, allerdings kei-
ne langlebigen Transurane. Dafür ist Tritium radioaktiv und besonders gefährlich, weil es
leicht flüchtig ist und eingeatmet werden kann.
5.6 Das Ende der fossilen Energieträger
Die Abb. 5.2 macht deutlich, dass die fossil biogenen Energieträger um die Mitte des
21. Jahrhunderts erschöpt sein werden. Danach müsste die Versorgung der Welt mit
Primärenergie von anderen Energieträgern übernommen werden. Dafür kommen, nach
Meinung der meisten Deutschen, nur erneuerbare Energien in Frage, denn auch der Bei-
trag, den die Kernenergie heute noch leistet, wird bald verschwunden sein, wenn schon
nicht per Gesetz, dann wegen des beschränkten Vorrats an U. Können erneuerbare
Energien die fossilen Energieträger ersetzen?
Um diese Frage wirklichkeitsnah zu beantworten, muss man berücksichtigen, wie sich
die zeitliche Entwicklung eines Energieträgers tatsächlich vollzieht. Es ist nicht so, dass
ein Energieträger einen anderen zu einem bestimmten Zeitpunkt vollständig ersetzt, wie
es noch die Abb. 5.2 suggeriert, sondern der Abbau eines Energieträgers beginnt zu einer
bestimmten Zeit, erreicht zur Zeit t max seinen maximalen Wert und nimmt danach wie-
der ab, wie am Beispiel der Nordseeölförderung in Abb. 5.18 dargestellt. Dieses Verhalten
lässt sich mithilfe der Funktion P ( t )=d W ( t )/d t modellieren, wobei W ( t ) die Wachs-
tumsfunktion genanntwird.ZurDefinition:MithilfeeinerWachstumsfunktion X ( t )kann
das Wachstum δX =( X ( t + Δ t )− X ( t ))/ X ( t )berechnet werden, siehe Abschn. 4.2 . Die
Funktion X ( t ) ist eine der elementaren Funktionen in der Physik, dort ist sie allerdings
bekannter unter dem Namen „Fermi-Funktion“, denn sie beschreibt das Quantenverhalten
von Teilchen mit halbzahligem Spin, den „Fermionen“. Aber ebenso beschreibt sie auch die
zeitliche Entwicklung einer Epidemie und deshalb findet man sie auch unter dem Namen
„epidemic-growth-function“. Im Beispiel des Nordseeöls beschreibt die Wachstumsfunkti-
on W ( t )den kumulierten Abbau eines Energieträgers, bis seine obere Grenze W erreicht
ist, die Mächtigkeit genannt wird. In der Modellierung geschieht der Abbau symmetrisch
um t max . Diese Symmetrie kann in der Wirklichkeit verletzt sein, die wesentlichen Gründe
sind:
Die Mächtigkeit nimmt mit der Zeit zu, weil neue Lagerstätten entdeckt werden.
Existieren mehr als nur ein Energieträger, kann sich ihr Abbau gegenseitig beeinflussen,
z. B. über den Energiepreis.
Dies führt zu Schwankungen im Abbau, wie sie auch in der Abb. 5.18 zu erkennen sind.
Das ändert aber nichts an der generellen Aussage, dass jeder fossile Energieträger zu einer
 
 
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