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Tab. 5.14 Die Frühfolgen für die Personen, die durch den Reaktorunfall in Tschernobyl besonders
stark mit Radioaktivität kontaminiert wurden
Exposition
Gruppenstärke
Verstorben
30-80Sv
22 Personen
21 Personen
20-30Sv
23 Personen
7 Personen
10-20Sv
53 Personen
1 Person
4-10Sv
105 Personen
0 Person
liegendeLand und das Meer. Etwa 300.000 Bewohner der Umgebung mussten evakuiert
werden, aber es ist bisher kein Todesfall bekannt, der sich auf diesen Unfall zurückfüh-
ren ließe.
Bei dem Reaktorunfall von Tschernobylmussten ca. 130.000 Menschen aus einem Kreis
mit 30 km Radiusum das Kernkratwerk die Gegend verlassen.Diese Sperrzonebesteht bis
heute, sie wird inzwischen wieder von 400 bis 800 Menschen bewohnt und wurde kürzlich
sogar für den Tourismus geöffnet. In der Ukraine werden ca. 2000 km , in Weißrussland
ca. 3500 km Fläche mit einer jährlichen Toxizitätsflächendichte von mSv⋅m radio-
aktiv belastet. In diesem Gebiet befinden sich auch Großstädte, wie zum Beispiel Gomel.
Nach Aussagen deutscher Ärzte hat sich dort die Häufigkeit von Brustkrebs verdoppelt. Es
gibt jedoch keine Aussagen,dass sich die Lebenserwartung der Bevölkerung verringert hat.
Bei den Löschversuchen waren 203 Personen beteiligt, für die Informationen über die
erhaltenen Frühschäden vorliegen, siehe Tab. 5.14 .
Die Spätschäden in der betroffenen Bevölkerung werden international überwacht. Man
rechnet mit 1600 Krebserkrankungen zusätzlich zu den 15.000 Personen, die dort jährlich
aufgrund einer „natürlichen“ Ursache an Krebs erkranken. Dies würde dem 15fachen der
Krebserkrankungen aufgrund der natürlich radioaktiven Belastung entsprechen. Bisher
ist eine statistisch signifikante Erhöhung des Schilddrüsenkrebses bei Kindern beobach-
tet worden.
Betrachtet man die Auswirkungen des Unfalls insgesamt, so scheinen diese mehr in den
Veränderungen der Sozial- und Industriestruktur der betroffenen Regionen zu liegen als
in einer gravierenden Erhöhung der Mortalitätswahrscheinlichkeit der betroffenen Bevöl-
kerung. Aber bleiben Sozial- und Industriestruktur unverändert, wenn eine gravierende
Energieverknappung in der Welt einsetzt?
Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Reaktorunfall wie der in Tschernobyl
wiederholt? Offensichtlich nicht Null, denn nur 25 Jahre später ereignete sich der Unfall
von Fukushima, wenngleich er viel glimpflicher ablief. Und aus jedem der oben genann-
ten Unfälle hat man gelernt, wie die Sicherheit eines Kernkratwerks verbessert werden
muss. In Deutschland mit seinen 9 noch im Betrieb befindlichen Kernkratanlagen ist seit
ihrer Inbetriebnahme kein gravierender Unfall aufgetreten. Falls alle 434 Reaktoranlagen
auf der Welt den deutschen Sicherheitsstandards genügten, dann könnte nach Berech-
nungen in einer dieser Anlage alle 76 Jahre ein GAU autreten. Die Betriebsdauer eines
 
 
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