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tischen Jugend die UJFF - „Union des Jeunes
Filles Communistes de France“ (Vereinigung
Junger Kommunistischer Mädchen Frank-
reichs) - gegründet, zu deren Generalse-
kretärin Danielle Casanova gewählt wurde.
Sie übernahm auch die Herausgabe der Zeit-
schrift „Jeunes Filles de France“, eine linke
Frauenzeitschrift, die jedoch nicht nur poli-
tische Themen aufgriff, sondern auch Rubri-
ken wie Kunst oder Kulinarisches hatte.
Die politische und humanitäre Katastrophe
für Europa und die Welt nahm spätestens
1938 ihren Lauf, als Hitler nach Abschluss
des Vertrags von München damit begann sei-
ne Aktivitäten ostwärts auszuweiten und
deutsche Truppen Polen und die Tschecho-
slowakei besetzten. Frankreich blieb auf
Schmusekurs. Im Dezember 1938 unter-
zeichneten der deutsche und der französi-
sche Außenminister eine Vereinbarung, nach
der die Wahlen in Frankreich verschoben
wurden und die Kommunistische Partei zur
Raison zu bringen sei. 1939 wurde die Kom-
munistische Partei in Frankreich verboten
und in den Untergrund gedrängt. Im Som-
mer 1940 kapitulierte Frankreich und wurde
von den Deutschen besetzt.
Danielle wird fortan als Staatsfeindin be-
trachtet, es gelingt ihr jedoch anfangs im Un-
tergrund der Verfolgung zu entgehen. Am
15. Februar 1942 verhaftet die französische
Spezialeinheit BS1 Danielle und liefert sie an
die Gestapo aus. Wenige Wochen später
wird Danielle zusammen mit ihrer Freundin
Marie-Claude Couturier ins Gefängnis de la
Santé verlegt. Mehrere ihrer Kameraden wer-
den erschossen. Sie versucht, ihre Gefühle in
einem Gedicht auszudrücken, wird dabei
aber von einem Wachsoldaten erwischt, ge-
schlagen und kommt in Isolationshaft. Im Ju-
ni 1942 werden die Gefangenen ins Fort de
Romainville verlegt, wo sie einen gewissen
Widerstand aus dem Gefängnis heraus orga-
nisieren können. Danielle koordiniert den
Widerstand, und es gelingt ihr immer wieder
Briefe aus dem Gefängnis nach außen zu
bringen. Diese Briefe geben einen guten Ein-
blick in die Situation in den Internierungs-
lagern der deutschen Besatzer und ihrer
Kollaborateure in Frankreich und in die Ge-
fühle von Danielle und ihrer Mitgefange-
nen, die sie in der ihr eigenen, deutlichen,
emotionalen Art beschreibt. Knapp zwei
Wochen nach Danielles 34. Geburtstag
werden die Insassen „verlegt“ - ihr Bestim-
mungsort ist Oberschlesien, Auschwitz II
(Birkenau). Am 27. Januar 1943 kommen
die 230 Gefangenen dort an. Die Jüngste
ist 17, die älteste 69 Jahre alt. 49 der Gefan-
genen überleben das Konzentrationslager,
die anderen werden von den Deutschen
getötet oder sterben an Krankheiten.
Danielle wird direkt nach ihrer Ankunft
abgesondert und in die „Zahnklinik“ des
Lagers gebracht, wo sie von nun an arbei-
tet. Bei dieser Arbeit kann sie Kontakt mit
anderen Mitgefangenen aufnehmen und
eine Geheimorganisation im KZ aufbauen,
die die Gefangenen mit Informationen ver-
sorgt. Der Winter 1943/1944 ist der härtes-
te Typhuswinter im KZ. Tausende von Ge-
fangenen sterben an dieser Epidemie. Da-
nielle kümmert sich um ihre Freundinnen,
die an Typhus erkrankt sind. Am 1. Mai
1943 wird sie jedoch selbst von einer Fie-
berattacke aufs Bett geworfen. Der SS-Arzt,
bei dem Danielle als Zahnärztin arbeitet,
versucht sie zu retten und organisiert einen
Impfstoff. Aber er kommt zu spät. Am 10.
Mai 1943 stirbt Danielle Casanova im Kon-
zentrationslager Auschwitz an Typhus.
La conquête du bonheur est pour la femme
liée à son libre épanouissement dans la so-
ciété, cet épanouissement est une conditi-
on nécessaire du développement du pro-
grès social.
(Die Eroberung des Glücks ist für Frauen
mit ihrer freien Entfaltung in der Gesell-
schaft verbunden; diese Entfaltung ist eine
notwendige Bedingung für den sozialen
Fortschritt.)
Danielle Casanova
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