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kas ist so „kontinental“, eine Mischung
aus Frankreich und Italien. Und im
Sommer ist Calvi natürlich mit Touris-
ten überfüllt. Aber die Stadt und ihre
Bewohner wirken so fröhlich und itali-
enisch-heiter, dass auch die Touristen-
massen, die im Sommer ihre Gassen
durchfluten, ihnen nichts anhaben
können, im Gegenteil. Der winterliche
Dornröschenschlaf hat in Calvi fast
schon etwas Unnatürliches, so als wür-
de die Stadt nur auf den Ansturm der
Feriengäste warten. Wer diese Stim-
mung mag, der wird auch Calvi mö-
gen. Wer damit Probleme hat, der
muss sich ja nicht allzu lange hier auf-
halten. Aber auch dann sollte man der
Stadt zumindest die Chance des zwei-
ten Blickes gewähren. Er kann erstaun-
lich schöne Einblicke zutage fördern.
Besonders in den frühen Morgen- und
den späten Abendstunden, wenn die
Zitadelle in rotes Licht getaucht ist und
die Luft auch im Sommer so klar ist,
dass der Blick auf das Monte Cinto-
Massiv frei wird, wirkt Calvi als sei es
in den Vordergrund hinein gemalt, wie
ein romantischer und lebendiger Tup-
fer in einer majestätischen Landschaft.
Mit knapp 5000 Einwohnern ist Cal-
vi die viergrößte Stadt Korsikas, nach
Ajaccio, Bastia und Porto-Vecchio. Sie
ist das Wirtschaftszentrum der Bala-
gne. Die Stadt liegt am Ostrand des
gleichnamigen Golfs geschützt durch
eine vorstehende Felszunge, die aller-
dings mit so vielen Festungsschichten
bebaut wurde, dass die Festung ins
Meer hinausgebaut scheint. In Calvi
gibt es eine Oberstadt (der Zitadel-
lenkomplex) und eine Unterstadt (wo
sich das Leben abspielt). Die Unter-
stadt wurde in ihrer jetzigen Form erst
im 19. Jahrhundert angelegt.
Geschichte
Über die frühgeschichtliche Besied-
lung der Felsspitze von Calvi ist so gut
wie nichts bekannt. Sicher ist, dass so-
wohl die Phönizier als auch Griechen
und Etrusker an dieser Stelle eine Sied-
lung errichtet hatten. In römischen
Zeiten wurde im Bereich der heutigen
Unterstadt eine Siedlung mit den Na-
men Sinus Caesiae oder Sinus Casa-
lus angelegt. Fantasievolle Forscher
haben herausgefunden, dass auf die-
sen Ursprung der Name „Calvi“ zu-
rückgehen soll.
Eine der erstaunlichsten Perioden in
der Geschichte der Stadt ist die Zeit
der Genuesenherrschaft. Diese war
nämlich keine „Besatzung“, sondern
die Genuesen kamen auf Einladung
nach Calvi. Nachdem die blutigen Aus-
einandersetzungen zwischen verschie-
denen korsischen Adelsgeschlechtern
Jahrzehnte lang andauerten und im-
mer wieder zu einem Problem für die
Sicherheit der Stadt geworden waren,
hatte man in Calvi genug: Im Jahr 1278
rief man Genua um Beistand an. Die
Genuesen ließen sich nicht zweimal
bitten und bauten ohne jegliche mili-
tärische Anstrengung ihren Einfluss-
bereich um einen strategisch wichtigen
Ort aus.
In der Folgezeit erweiterten die Ge-
nuesen die Festung in Calvi (wie auch
die in Algajola) massiv. Im 15. Jahrhun-
dert hatte die Zitadelle ihr heutiges Er-
scheinungsbild. Die Stadt wurde prak-
 
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