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dünnstbesiedelten Gebieten auf Korsi-
ka. Nicht einmal zehn Einwohner kom-
men auf den Quadratkilometer. Die
Landschaft der Balagne déserte erin-
nert etwas an die Désert des Agriates,
ist aber nicht so großräumig und auch
nicht ganz so öde.
Auch wenn Ausgrabungen belegen,
dass bereits in der Steinzeit Menschen
die Balagne bewohnten, geht die Ge-
schichte der Besiedlung wahrschein-
lich nicht so weit zurück wie im Süden
Korsikas. Zu römischen Zeiten war die
Balagne bereits ein landwirtschaft-
liches Zentrum. Im Mittelalter siedel-
ten Araber in der Region, die von hier
aus Beutezüge unternahmen.
Um die Seeherrschaft im nördlichen
Mittelmeer nicht zu gefährden, ver-
suchte Pisa Adelige, deren Familien
sich während der Kreuzzüge „ver-
dient“ gemacht hatten, in der Balagne
anzusiedeln. Die Ansiedlung basierte
auf einem Tauschgeschäft: Pisa über-
ließ den Siedlern die Anwesen großzü-
gig und ohne Abgaben, dafür mussten
die Siedler für eine Befestigung und Si-
cherung des Gebietes sorgen. Die Ba-
lagne wurde befestigt, teilweise so
stark, dass die Orte fast uneinnehmbar
waren. Die Region kam zur Ruhe und
ihre Landwirtschaft sowie das kirch-
liche und klösterliche Leben blühten
auf.
Im 13. Jahrhundert versuchte auch
Genua in der Balagne seinen Einfluss
auszudehnen. Calvi und Algajola ge-
rieten in genuesische Hand. Später
nutzte Pasquale Paoli in seinem
Kampf um ein unabhängiges Korsika
L'Île Rousse als seinen Armee-Standort,
um ein Gegengewicht zu den genue-
sischen Häfen Algajola und Calvi zu
schaffen. Die Rivalität zwischen diesen
drei Küstenstädtchen ist noch heute
spürbar.
Im 19. Jahrhundert setzte in der Ba-
lagne wie überall auf Korsika der wirt-
schaftliche Niedergang ein. Er verlief
hier nur weniger dramatisch als an-
dernorts, da die fruchtbaren Böden
immer ausreichend Nahrungsmittel
bereitstellten. Nach dem Zweiten Welt-
krieg setzten in der Balagne Agrarför-
derprogramme ein, die der Landwirt-
schaft der Region wieder auf die Bei-
ne halfen. Besonders der Weinbau
wurde stark gefördert. Der aufkom-
mende Tourismus tat ein Übriges, die
Region wieder wohlhabend werden
zu lassen. Dennoch setzte in den ab-
gelegenen Gebieten die Landflucht
ein, wie so manches verlassene und
halbverfallene Haus in den Dörfern
bezeugt. Die Abwanderung nahm hier
aber nicht die Ausmaße an wie in
manchen anderen Regionen der Insel,
und die meisten Dörfer wirken heute
recht schmuck und lebendig. Wer ak-
tuelle Infos über die Balagne sucht:
www.balagne-corsica.com.
Calvi
VI/B2
Reisende, die mit der Fähre zum ers-
ten Mal in Calvi ankommen, werden
sich verwundert die Augen reiben:
Das soll das wilde Korsika sein? Auf
den ersten Blick macht die Stadt den
Eindruck eines kleinen mondänen
Touristenörtchens irgendwo an der
Côte d'Azur. Keine andere Stadt Korsi-
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