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schiedet, in dem Frankreich der Insel
das Recht zur Wahrung ihrer kulturel-
len Identität und zur Verteidigung ihrer
wirtschaftlichen und sozialen Rechte
einräumt. Dieses Statut Joxe, das auf
Erfahrungen beruhte, die Frankreich
mit einem ähnlichen Konzept in Poly-
nesien gemacht hatte, war ein Meilen-
stein in der französischen Korsikapoli-
tik. Frankreich verabschiedete sich da-
mit von der 200 Jahre lang auf Korsika
versuchten aber gescheiterten zentral-
staatlichen Verwaltung und Regierung.
Erstmals wurde die kulturelle Eigen-
ständigkeit des korsischen Volks aner-
kannt und deren Förderung nicht mehr
behindert. Die Collectivité Territoria-
le de Corse (CTC) wurde als korsische
Verwaltungseinheit gegründet. Einer
weiteren Autonomie Korsikas nach
dem Vorbild Neukaledoniens wurden
jedoch juristische Grenzen gesetzt.
Die Anerkennung der kulturellen Ei-
genständigkeit Korsikas durch Frank-
reich hatte zwar kein unmittelbares En-
de des bewaffneten Kampfes militanter
Separatistenorganisationen zur Folge,
aber es trieb einen tiefen Keil zwischen
die Separatisten und die Mehrheit der
Korsen (v. a. der Stadtbevölkerung),
die einfach nur in Ruhe leben wollten.
Mitte der 1990er Jahre überzog Kor-
sika wieder eine Welle des Bomben-
terrors, der 1998 in der Ermordung
des französischen Präfekten Claude
Erignac gipfelte. Unmittelbar nach
dem Attentat kam es zu Kundgebun-
gen in Ajaccio, bei denen über 40.000
Korsen ihre Wut über die Mord-
anschläge der militanten korsischen
Nationalisten zum Ausdruck brachten.
Obwohl der Verdacht schon bald auf
einen Hirten aus Cargèse, Yvan Colon-
na, gefallen war, tat sich die Polizei lan-
ge Zeit schwer den mutmaßlichen Tä-
ter zu fassen. Er lebte, fast wie einst die
korsischen Banditen, in der korsischen
Wildnis und wurde von Freunden und
Sympathisanten gedeckt. Erst 2003
konnte Colonna auf einer Bergerie in
der Nähe von Vico gefasst werden,
wohin er sich zurückgezogen hatte
um dem Zugriff der Polizei zu entge-
hen. Die Prozesse gegen die mutmaß-
lichen Drahtzieher des Attentats zo-
gen sich in die Länge. Vier Hintermän-
ner wurden zu langjährigen Haftstra-
fen verurteilt; zwei Angeklagte (Vin-
cent Andriuzzi und Jean Castela) wur-
den im Februar 2006 frei gesprochen,
obwohl das Gericht von ihrer Beteili-
gung bei der Vorbereitung des Mord-
anschlags überzeugt war. Polizeiliche
Fehler bei der Behandlung der Ver-
dächtigen und der Untersuchung des
Falles waren für die Entscheidung mit
ausschlaggebend. Der Prozess gegen
Yvan Colonna begann erst im Novem-
ber 2007 vor einem Sondergericht
(ohne Geschworene) in Paris. Am 12.
Dezember 2007 wurde Colonna zu le-
benslanger Haft verurteilt. Es war ein
reiner Indizienprozess. Colonna selbst
hat die Tat nie gestanden und die Hin-
termänner, die ihn anfangs der Tat be-
zichtigt hatten, widerriefen ihre Aussa-
Noch immer hat der
Mörder Erignacs seine Anhänger …
 
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