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Pisaner
und Genuesen
außer dass er ein erfolgreicher Kämp-
fer und Feldherr gewesen sein soll und
die Korsen dazu gezwungen haben
soll, sich christlich taufen zu lassen.
Aus der Sarazenenzeit stammt an-
geblich das Symbol für die spätere kor-
sische Flagge, jener berühmte Moh-
renkopf mit Stirnband. Auch Ortsna-
men wie Morosaglia und Moriani erin-
nern an die Sarazenenzeit.
Die Vertreibung der Sarazenen ge-
gen Ende des 10. Jahrhunderts war
zwar ein Segen für die Insel, aber die
Folgezeit zeichnete sich nicht durch
weniger Schrecken für die ansässige
Bevölkerung aus. Korsika war durch
Jahrhunderte der Beutezüge zwar fast
völlig ausgeblutet, was aber die Her-
ren des aufstrebenden Feudalwesens,
die aus verschiedenen Teilen Nordita-
liens (Ligurien, Toskana) auf die Insel
kamen, nicht davon abhielt, die Bevöl-
kerung weiter zu unterdrücken. Die
Feudalherren, allen voran das Ge-
schlecht der Malaspina, teilten die In-
sel untereinander auf, bauten Burgen
und fochten blutige Fehden aus.
Unterhalb der Adelsschicht bildeten
die so genannten „Gentiluomini“ (was
so viel wie „Edelherren“ bedeutet) ma-
fiöse Strukturen aus, die oft zu blu-
tigen Auseinandersetzungen führten.
Und als sei das alles noch nicht genug,
scheint in dieser Zeit auch die Vendet-
ta eine immer größere Rolle gespielt
zu haben, mit der sich die Korsen un-
tereinander dezimierten ( Exkurs:
Vendetta und Banditen). Korsika ver-
sank in völlige Anarchie und machte
seinem Ruf einer „barbarischen“ Insel
alle Ehre.
In dieser chaotischen Zeit war die Kir-
che - nominell immer noch die Ver-
waltungsmacht auf Korsika - hilflos.
Papst Gregor VII. schien die Machtlo-
sigkeit des Vatikan auf Korsika erkannt
zu haben und stellte die Insel im Jahr
1078 als Lehen unter den Macht-
bereich des Bistums von Pisa. 1092
wurde das Lehen durch Papst Urban II.
bestätigt. Fortan konnten die Pisaner
die korsischen Bischöfe ernennen.
Von Beginn an war dies ein Dorn im
Auge des pisanischen Erzrivalen um
die Vorherrschaft im nördlichen Mit-
telmeer - der Stadtrepublik Genua.
Aber vorerst blieb Korsika pisanisch
und konnte sich von den Jahrhunder-
ten des Schreckens erholen. Denn Pisa
war, ganz im Gegensatz zu den meis-
ten vorhergehenden und nachfolgen-
den Fremdherrschern auf Korsika, be-
strebt, die Insel mit friedlichen Mit-
teln zu entwickeln. In der pisanischen
Zeit blühte Korsika auf, erreichte wirt-
schaftlichen Wohlstand und erfuhr ei-
ne reiche kulturelle Entwicklung. Zen-
trum der pisanischen Verwaltungs-
struktur auf der Insel waren die Pfarr-
gemeinden („Pievi“). Dabei wurden
in der Regel mehrere Dörfer (oft nur
Weiler) einer kleinen Region oder ei-
nes Tals zu einer Pfarrgemeinde zu-
sammengefasst, in der sich die Kirche
und die Gemeindeverwaltung befan-
den. Die prinzipielle Struktur der An-
siedlungen hat sich oft bis heute erhal-
ten, wenn auch viele Dörfer im Laufe
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