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anfangs das Machtvakuum, das durch
den Zerfall Westroms entstanden war.
Fünf Bischofssitze
entlang der Küste
teilten sich die Verwaltung der Insel:
Nebbio (Saint-Florent), Mariana, Alé-
ria, Ajaccio und Sagone. Die Verwal-
tungsbezirke wurden neu gegliedert
und teilweise in Dörfer im Hinterland
gelegt, um den Einfluss der Kirche auf
der ganzen Insel zu stärken. Aus die-
sen Einheiten entstanden später die so
genannten „Pievi“, die lokale Pfarrge-
meinden bildeten.
Nach dem endgültigen Ende der rö-
mischen Macht auf Korsika folgten et-
wa 500 Jahre einer turbulenten, etwas
orientierungslosen Zeit mit wechseln-
den Besatzungsmächten und Überfäl-
len. Den Anfang machten im Jahre
456 die Vandalen,
die Korsika erober-
ten, plünderten und Städte und Dörfer
niederbrannten. Aber ihre Herrschaft
währte nicht lange, denn bereits
An-
fang des 6. Jahrhunderts
verjagte sie
der
oströmische Kriegsherr Belisar.
Auch Ostrom konnte sich nicht lan-
ge des „Besitzes“ Korsikas erfreuen,
denn im Jahre
550
fielen
die Goten
unter
Totila
ein und vertrieben die By-
zantiner. Kaum zwei Jahre hielt das
Gotenreich auf Korsika.
Die Byzan-
tiner
sammelten ihre Kräfte und er-
oberten die Insel bereits im Jahre
552
wieder zurück und verleibten sie dem
Reich zusammen mit Sardinien als Pro-
vinz „Sardinien-Korsika“ ein. Im Jahre
725
wurden sie erneut vertrieben,
diesmal dauerhaft und von den
Lan-
gobarden.
Doch auch deren Herr-
schaft war von relativ kurzer Dauer, da
sie dem erstarkenden Frankenreich
nicht gewachsen waren.
Pippin der
Kurze
sorgte
754
für eine Überstel-
lung der korsischen Bistümer an den
Papst und vertrieb die Langobarden
vier Jahre später vollends von der In-
sel. Korsika wurde
päpstlicher Grund-
besitz.
Anfang des 9. Jahrhunderts began-
nen für Korsika
Jahrhunderte des Ter-
rors und der Anarchie.
Aus Nordafri-
ka kommend fielen die
Sarazenen
und Mauren
auf der Insel ein, besetz-
ten die Küstengebiete und töteten
oder vertrieben viele Korsen. Die Be-
griffe „Sarazenen“ und „Mauren“ sind
relativ unspezifisch. Unter „Saraze-
nen“ verstand man ursprünglich Ara-
ber aus dem nordwestlichen Teil der
arabischen Halbinsel, in der Antike
wurde die Bezeichnung schließlich für
alle Araber verwendet. „Mauren“ wer-
den die muslimischen Völker des süd-
westlichen Mittelmeerraums genannt.
Um den Eindringlingen zu trotzen,
setzten die Korsen - eine der häufigen
Wiederholungen in der korsischen
Geschichte - auf die „Inlandskarte“: Sie
zogen sich in die Berge und Wälder des
korsischen Binnenlands zurück, wohin
die Sarazenen ihnen zuerst nicht folg-
ten, weil sie an den wilden Gebieten
kein Interesse hatten und ihnen sicher
auch die Ortskenntnis fehlte.
Die Korsen leisteten den Sarazenen
Widerstand so gut sie konnten. Eine
überlieferte Widerstandsfigur ist
Ugo
Colonna,
der die Sarazenen bei Aléria
und die Mauren bei Mariana besiegen
konnte, der aber im großen Ganzen ei-
ne mythische Figur bleibt. Es ist kaum
Authentisches über ihn überliefert,