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III. LEOPARDI IN ROM
Eine Stadt zum Davonlaufen?
An einem schönen Tag im Herbst bin ich die Strecke entlanggefahren, die Leopardi auf
seinem Weg nach Rom zurückgelegt hat. Auch für ihn war es Herbst, der des Jahres 1822.
Er war vierundzwanzig Jahre alt, und zum ersten Mal verließ er das «verhasste Grab» von
Recanati. Der Dichter versuchte damit einen Befreiungsschlag, der ihm in Rom aber nicht
gelang. Für seine Reise von den Marken in die Hauptstadt (des Papststaates) wird er in
der Kutsche der Familie Antici, Verwandter mütterlicherseits, fast eine Woche brauchen.
Über eine kurvenreiche, tief das Tal durchfurchende Straße, die von dichten Wäldern
gesäumt ist und sich seit damals kaum verändert zu haben scheint, fährt er an einer alten
Einsiedelei vorbei den Apennin hinauf. Er durchquert die lichte Ebene von Colfiorito,
fährt bei Foligno wieder herab («Come chi d'Appenin varcato il dorso presso Fuligno…» -
«Wie dem, der den Appenin bei Foligno einmal überschreitet …», wird er später in den
Paralipomena della Batracomiomachia, dem Froschmäusekrieg[ 1 ], schreiben), besucht die
Quellen des Flusses Clitunno. Im Albergo della Posta in Spoleto macht die kleine
Reisegesellschaft Rast. Von dort schreibt er seinem Vater Montaldo einen derart
übermütigen Brief, dass er sich einige Tage später, nachdem er endlich in Rom
angekommen ist, genötigt sieht, diesen in einem weiteren Brief an seinen Bruder Carlo
zurechtzurücken: «Lass diesen Brief bitte den Herrn Vater lesen, denn ich weiß gar nicht
mehr, was ich ihm aus Spoleto geschrieben habe: Ihr müsst wissen, dass ich ihn an einem
Tisch inmitten einer wilden Horde von Fabrianern und Jesenern etc. schrieb.» Aus dieser
Korrespondenz erfahren wir unter anderem, dass Giacomo, obwohl kaum über zwanzig,
bereits einen gewissen Ruf als Dichter genoss und dass er sich darüber natürlich freute. Zu
der geräuschvollen Tischgesellschaft von Fabrianern und Jesenern gehörte auch ein
Priester, der zu groben Scherzen aufgelegt war. In dem Brief beschreibt Leopardi ihn so:
«Ein Schelm von einem neunmalklugen Priester, der mit ihnen zusammensaß, schickte
sich an, auch mich zu verspotten, wie er es mit allen übrigen tat; aber glaubt mir, bei
 
 
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