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verschlissen war, und um ein Dach über dem Kopf zu haben, habe ich mich taufen lassen
… Ich wusste, dass das schlecht war und gegen die Gebote des christlichen Glaubens
verstieß und dass es Sünde war, aber ich tat es, weil ich nicht wusste, wie ich überleben
sollte.» Er wurde dazu verurteilt, zwanzig Jahre auf einer Galeere zu dienen.[ 12 ]
Die Konvertiten verloren ihren ursprünglichen Namen und übernahmen in der Regel
den Nachnamen des Taufpaten und den des Tagesheiligen. Ein kurioses Beispiel für einen
solchen Übertritt von einer Religion zur anderen ist Lorenzo Da Ponte, Mozarts genialer,
berühmter Librettist. Sein ursprünglicher Name war Emanuele Conegliano. Er war der
Sohn von Geremia, einem Rauchwarenhändler, der Witwer war und in zweiter Ehe eine
katholische Frau heiraten wollte. Um diese Ehe zu schließen, musste er sich aber taufen
lassen, und bei der Gelegenheit ließ er seine Kinder aus erster Ehe gleich mittaufen, unter
ihnen Emanuele, der damals - wir schreiben das Jahr 1763 - vierzehn Jahre alt war. Der
Bischof von Ceneda, Monsignor Da Ponte, gab dem Jungen seinen eigenen Namen, taufte
ihn Lorenzo und schenkte ihm die Übernahme der Kosten für sein Studium im
Priesterseminar, damit er anschließend eine kirchliche Laufbahn einschlagen konnte. Mit
24 Jahren wurde Lorenzo tatsächlich zum Priester geweiht und begann in verschiedenen
Kollegien Venetiens zu unterrichten. Zum Priester war er aber nicht besonders geeignet.
Er ließ sich mit vielen Frauen ein, erklärte sich zum Anhänger Rousseaus und der
Aufklärung und bekam einen Sohn von einer venezianischen Adligen, was wahrscheinlich
der Auslöser seiner Flucht aus Italien war. 1781, inzwischen 32 Jahre alt, kommt er nach
Wien mit einem Empfehlungsschreiben an Antonio Salieri in der Tasche, dem
Kapellmeister am kaiserlichen Hof. Er erhält eine Anstellung als Librettist (heute wäre er
vielleicht Drehbuchautor), beginnt mit seiner Arbeit und lernt Mozart kennen, für den er
die drei grandiosen «italienischen» Libretti schreibt: Le nozze di Figaro, Don Giovanni, Così
fan tutte. Der weitere Verlauf seines Lebens war nicht weniger abenteuerlich. Er ging nach
New York und lehrte Literatur an der heutigen Columbia University. In New York starb er
auch, seines fast neunzigjährigen Lebens wahrscheinlich überdrüssig.
 
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