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beim Besuch eines Footie-Spiels, d. h. bei
Australian Rules Football. Es ist die ur-aus-
tralische Sportart schlechthin und rein na-
tional. Allerdings ist in Sydney die Begeiste-
rung nicht ganz so groß wie im Rest des
Landes. Schließlich kamen die Sydney
Swans, das einzige AFL-Team (Australian
Football League) von Sydney, erst 1982
aus Melbourne herüber. Wie man sich den-
ken kann, waren die Sydneysider als Erzri-
valen der Melbourner nicht davon begei-
stert und ließen den Club links liegen. Erst
seit den 90er Jahren haben sie ihr Herz ein
wenig für den AFL entdeckt (was auch mit
der zunehmenden Kommerzialisierung die-
ser Sportart im Fernsehen zu tun hat).
Traditionell schlägt das Herz eines Syd-
neysiders nur für Rugby. Dieser Sport wird
genau wie Football schon seit den 1850er
Jahren in Australien gespielt. Die Regeln für
beide Spiele waren damals auch in England
noch einigermaßen flexibel und es war rei-
ne Geschmacksache, ob man nur mit den
Füßen oder auch mit der Hand spielen
durfte. So entstanden als Variation die Aus-
tralian Rules, nach denen die Australian
Football League spielt. Sydneys Ober-
schicht fand das Spiel zu proletarisch und
verbannte die Football Association von al-
len Spielfeldern. Man machte sich stattdes-
sen für Rugby stark, die gute alte Volks-
sportart, die an „zu Hause“ in England er-
innerte. Einerseits gibt es die Rugby Union
und andererseits die erst 1907 nach einer
Streitigkeit um Finanzierungen gegründete
Rugby League.
Der in Europa, Lateinamerika und Afrika
so heiß geliebte Soccer (Fußball) hätte in
Australien wenig Bedeutung, wenn es nicht
die vielen Einwanderer aus Europa und La-
teinamerika gäbe - und man hat ja auch
sein Gesicht in der Weltklasse zu wahren.
Dabei ist es besonders wichtig, die Briten
zu schlagen, was der australischen Fuß-
ballnationalmannschaft im Februar 2003
mit 3:1 gelang. Da sich Australien als Aus-
tragungsort für eine der kommenden Fuß-
ballweltmeisterschaften beworben hat, ver-
sucht die Regierung im ganzen Land Stim-
mung für das Spiel um das runde Leder zu
machen. In den Schulen wird mehr und
mehr Fußball gespielt und Fußballtore tau-
chen in den Parkanlagen auf.
Viele Australier sind darüber nicht eben
begeistert, nicht etwa, weil sie Soccer so
schlecht finden, sondern weil sie Angst vor
dem Import von Hooliganismus haben,
den es bislang in Australien nicht gibt. Egal
ob Rugby, Aussie Rules oder Cricket - in
den Stadien geht es zu wie beim Familien-
picknick.
Die gesamte „Fuß-Ball“-Saison findet von
März bis September (also im Winter) vor-
wiegend auf dem riesigen Sydney Cricket
Ground am Rand der Centennial Parklands
statt. Wie der Name schon sagt, regiert hier
sonst Cricket den Sommer (nicht zu ver-
wechseln mit Croquet!). Es ist ein Fang- und
Rückschlagspiel ähnlich wie Baseball mit
Männern in weißer Kleidung, die Erinne-
rungen an die britische Kolonialzeit we-
cken. Bereits in den Anfangstagen der Ko-
lonie wurde Cricket von den Sydneysidern
gespielt. 1882 wurden die Briten von den
Australiern erstmals bei einem Heimspiel in
England geschlagen und seitdem nennt
sich der Wettkampf Ashes (Asche), wegen
eines Scherzes in der „Sporting Times“: „In
liebevoller Erinnerung and den Englischen
Cricket, der auf dem Oval am 29. August
1882 starb. Der Körper wird eingeäschert
und die Asche mit nach Australien genom-
men.“ Als England zum nächsten Spiel
nach Australien kam und gewann, präsen-
tierte man ihnen eine Urne mit den Über-
resten eines verbrannten bail, dem waage-
rechten Oberteil vom wicket, dem „Tor“.
Darüber witzelt jeder Australier heute
noch, zumal die Engländer eigentlich stän-
dig beim Cricket verlieren. Das wahre
Highlight der Cricketsaison bleibt die poms
(Schimpfwort für Engländer) zu schlagen!
So richtig populär wurde Cricket erst
1977 mit Beginn der World Test Series, die
live im Fernsehen übertragen werden.
Auch wenn die weiße Kluft nicht den An-
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