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Rätsel Pekingoper - eine
Annäherung
Die Pekingoper hat es im modernen
Beijing schwer. Doch gibt es einige
Theater, die entgegen allen Trends
das Erbe erhalten wollen. Ein tradi-
tioneller Theaterbesuch in China
heißt übrigens: Man trinkt Tee,
knabbert Sonnenblumenkerne und
unterhält sich. Und nebenbei schaut
man eine Pekingoper.
Und schließlich die für westliche Ohren
ungewohnte Musik - eine Pekingoper
ist ein ebenso schwer verständliches wie
faszinierendes Stück chinesische Kultur.
Apropos schwer verständlich: Nicht
ohne Grund laufen meist Textbänder
neben der Bühne her - auch Chinesen
verstehen Gesang und Dialoge nur sel-
ten. Der Grund: Die im Beijinger Dialekt
gehaltenen Passagen (jingbai) werden
so übertrieben vorgetragen, dass sie
verzerrt wirken, ganz zu schweigen von
den yunbai -Passagen - Texte im ge-
reimten Henan-Dialekt -, wo Fremdheit
des Dialekts und künstliche, verzerrte
Rezitation zusammentreffen.
Die Inhalte der Ende des 18. Jh. in Bei-
jing aus einer Synthese der Opernstile
aus Anhui und Hubei entstandenen Pe-
kingoper basieren auf bekannten
Volksmärchen, Sagen, Legenden oder
klassischer Literatur, die in China jeder-
mann kennt. Zu den Stücken mit my-
thologischem Hintergrund etwa zählt
die Reise des Mönchs Xuanzang mit
dem Affenkönig Sun Wukong und dem
Schwein gen Westen (»Xiyouji«), auf ei-
nem Volksmärchen basiert die Liebes-
geschichte zwischen einem Sterblichen
und dem weiblichen Schlangengeist
Bai Suzhen, die »Legende von der Wei-
ßen Schlange« (»Baishezhuan«).
Die Dramaturgie der Stücke folgt
einem einfachen Schema, das Bühnen-
bild ist spartanisch - besteht oft nur aus
Tisch und Stuhl, deren Bedeutung sich
mit Thema und Szene ändert (Stuhl auf
dem Tisch = Kaiserthron) -, Charaktere
und Rollen sind stark standardisiert und
stilisiert. Jeder Farbe, jeder Maske, je-
dem Element des Kostüms, jedem
Schritt, jeder Tanzfolge, ja jeder Bewe-
gung auch nur des kleinsten Fingers
kommt eine spezifische Bedeutung zu.
Des Pudels Kern
Der Grund für das spartanische Büh-
nenbild liegt u. a. darin begründet,
dass Pekingopern früher primär durch
Wandertheatertruppen auf Straßen,
Märkten, in Tempeln, auf einfachen
Bühnen und in Teehäusern aufgeführt
wurden. Aufwendige Kulissen hätten
kaum durchs riesige Land transportiert
werden können, und Inhalte mussten
einem oft ungebildeten Publikum
nahegebracht werden - der Oper kam
auch eine Bildungs- und Erziehungs-
funktion im konfuzianischen Sinne zu.
Die wichtigsten Ausdrucksformen
der Pekingoper sind Gesang, Dialog,
Pantomime und Akrobatik, wobei Dia-
Warten auf den Auftritt
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