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Den Kessel überspannt ein akustisches Dach, dass die Trägerstruktur verbirgt
Da alle Einrichtungen - Restaurants,
Geschäftsräume, Läden und Toiletten -
in sich geschlossene Einheiten sind,
konnte weitgehend auf eine kom-
pakte, geschlossene Fassade verzichtet
werden. Dies wiederum erlaubt - und
das ist der wichtigste Aspekt dieses
nachhaltigen Designs - eine natürliche
Belüftung des Stadions.
Vorbild Eiffelturm
So stolz die Beijinger auf ihr Stadion
sind, so viel Kopfzerbrechen bereitet es
nun nach den Spielen. Der zunächst an
einer Nutzung interessierte Beijinger
Fußballclub Beijing Guo'an, der sich
durch den Verkauf von Anteilen an Real
Madrid eine größere Popularität er-
hofft hatte, winkte ab. Zu den Spielen
des chinesischen Meisters kommen sel-
ten mehr als 10 000 Zuschauer - ein Ge-
sichtsverlust in diesem 80 000 Zuschauer
fassenden Bauwerk. Zeitweise kamen
sogar Gerüchte auf, das Stadion einfach
abzureißen - die vermutlich chine-
sischste Lösung. 2009 kündigten die Be-
treiber an, das Stadion in einen gigan-
tischen Shopping- und Hotelkomplex
zu verwandeln. Von Abriss war nicht
mehr die Rede. Bedeutende Sportver-
anstaltungen hat man zwar bisher noch
nicht gewinnen können, aber inzwi-
schen besuchen täglich 20 000-30 000
zahlende Besucher das Stadion und ha-
ben es neben dem Kaiserpalast in die
wichtigste Sehenswürdigkeit der Stadt
verwandelt. Fast so, wie es sich Jacques
Herzog gewünscht hatte.
Der Kessel
Das Stadion ist als großes kollektives
Gefäß gedacht. Die gleichmäßige kes-
selartige Gestaltung des Stadioninne-
ren soll die Stimmung der Massen an-
heizen und die Athleten dadurch zu
herausragenden Leistungen anspor-
nen. Um eine glatte und homogene
Wirkung zu erreichen, sind die Zu-
schauertribünen so gestaltet, dass
möglichst wenig Lücken entstehen,
und die akustische Decke verbirgt die
Trägerstruktur, damit sich die Auf-
merksamkeit voll und ganz auf die Zu-
schauer und die Ereignisse auf dem
Spielfeld richtet. Die Menschenmassen
sind Teil der Architektur und prägen
ihre Form.
