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Ca. 300 m vom Qian Men die Straße
nach Süden hinunter beginnt rechter
Hand die schon 1420 erbaute Dazhalan
(Großer Zaun) - auch Dashila'r
gesprochen -, eine traditionsreiche
Einkaufsstraße, die nach Westen in die
hutong hineinläuft. Zusammen mit der
Qianmen Dajie bildete sie schon in der
Ming-Dynastie ein Handels- und Ein-
kaufszentrum. Hier hatten und haben
einige der traditionsreichsten Unter-
nehmen Chinas ihren Sitz. Den Namen
erhielt die Straße aufgrund einer Maß-
nahme, mit der das abendliche Aus-
gehverbot umgesetzt wurde und mit
der man die Geschäfte vor Dieben
schützen wollte: Man verschloss sie an
beiden Enden mit Gittern.
Einige der alten Geschäfte der Da-
zhalan überstanden Revolutionen,
Kriege und sogar die Modernisierung.
Bis zum Sturz des Kaisers zeigten mäch-
tige geschnitzte Pfosten aus Holz an,
wenn ein Geschäft zu den kaiserlichen
Hoflieferanten gehörte. Die Pfosten
gibt es nicht mehr, aber an den reich
dekorierten Fassaden und Eingängen
erkennt man noch heute ihre alte Vor-
rangstellung und erahnt ihre oft tur-
bulente Geschichte, die 1900 bei der
Niederschlagung des ›Boxeraufstands‹
in einer großen Verwüstung des Stra-
ßenzugs durch die alliierten Truppen
zu enden schien. Doch wurde die Daz-
halan unverzüglich wiederaufgebaut.
intriganten Minister Yan Song (s. S.
148, Konfuziustempel) darum baten,
das Ladenschild für sie zu kalligrafieren.
Er schrieb den Schriftzug liu xin ju
, Wohnort der Sechs Herzen,
fand dann aber, dass eine Kooperation
auf Basis des Herzens nicht funktionie-
ren könne, und änderte das Schriftzei-
chen für Herz ( xin ) mit einem Pin-
selstrich in Notwendigkeit ( bi
) um.
… bis zu kostbarster Seide
Der Satin-, Seiden- und Lederwarenla-
den Ruifuxiang ( , 5 Dazha-
lan, www.ruifuxiang.cn, tgl. 9-21 Uhr)
wurde 1893 erbaut. Inhaber war Meng
Luochuan, der ein Nachfahre in der 68.
Generation des berühmten Philoso-
phen Menzius (Mengzi) gewesen sein
soll. Er erwies sich als gewiefter Ge-
schäftsmann und eröffnete schon bald
in vielen Städten Filialen. Den Namen
Ruifuxiang wählte er nach der Legende
»Qingfu bringt Geld zurück«. Der
Qingfu ist ein mythisches, fledermaus-
artiges Tier und es hieß, dass eine mit
Qingfu-Blut beträufelte Münze immer
zu ihrem ursprünglichen Besitzer zu-
rückkäme. Nur einmal erwies sich der
Name nicht als gutes Omen, als die alli-
ierten Truppen 1900 das Geschäft zer-
störten. 1901 baute Meng seinen La-
den neu und modern mit halbkreisför-
migen, schön dekorierten Mauern
wieder auf - die Geschäfte florieren bis
heute. Randvoll mit Seidenstoffen aller
Qualitätsstufen ist dies der Laden, um
sich einen Anzug oder eine traditio-
nelle qipao schneidern zu lassen - oder
einfach nur Seide zu kaufen.
Gleich nebenan findet sich ein wei-
teres Seidengeschäft, Xiangyihao
( , 7 Dazhalan, tgl. 8-19 Uhr),
1896 in der Regierungszeit des Guang-
xu-Kaisers eröffnet. Die Zeiten des Sei-
denhandels sind lange vorbei, im Ge-
schäft wird nur noch Krimskrams ver-
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Vom eingelegten Gemüse …
Das Liubiju ( , 3 Liangshidian
Jie/Ecke Dazhalan, www.liubiju.com.
cn, tgl. 8-19.30 Uhr) dürfte das älteste
Geschäft der Straße sein. 1530 gegrün-
det, verkauft es nun schon seit 480 Jah-
ren eingelegtes Gemüse. Über den
merkwürdigen Namen - Wohnort der
Sechs Notwendigkeiten - gibt es meh-
rere Legenden. Eine besagt, dass die
sechs Inhaber nach der Eröffnung den
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