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Mit dem Zweiten Opiumkrieg (1856-
58) hatten England und Frankreich
auch das Recht auf Errichtung von Ge-
sandtschaften in Beijing erzwungen.
Als sich die chinesische Regierung den-
noch weigerte, ausländische Vertretun-
gen zuzulassen, zogen 1860 englische
und französische Truppen von Tianjin
nach Beijing und zerstörten den Alten
Sommerpalast. Im Vertrag von Tianjin
aus demselben Jahr setzten die Unter-
händler schließlich die Überlassung von
Grundstücken in der Nähe des Kaiser-
palasts durch.
deutsche Gesandte von Ketteler (s. S.
76), Sir Edmund Backhouse (s. S. 75)
oder der Korrespondent der Londoner
Times Dr. George Morrison (s. S. 75, 77),
deren Schicksale und Berichte das Bild
des damaligen China bis heute prägen.
Spaziert man diese Straße von der
U-Bahn-Station Chongwenmen kom-
mend nach Westen, passiert man
gleich zu Beginn das Xinqiao-Hotel
( ) auf der linken Seite. Auf
dem Areal des Hotels befanden sich
damals die Kasernen der deutschen
Truppen. Gleich gegenüber stand die
alte, 1906 erbaute Deutsch-Asiatische
Bank, die leider 1992 abgerissen
wurde. Etwas nördlich davon stand das
Krankenhaus der deutschen Gesandt-
schaft. Heute gehören die erhaltenen
Gebäude zum Komplex des Beijing-
Krankenhauses. Ein Stück weiter pas-
siert man die ehemalige Belgische Ge-
sandtschaft, heute das Zijin Guest-
house (Zijin Binguan , Zugang
über 9 Chongwenmen Xidajie
) mit seinen hübschen, 1910
im englischen Stil erbauten Gebäuden.
Das Areal beherbergte vorher den Pa-
last des einflussreichen und fremden-
feindlichen Prinzen Xu Tong. Er ge-
hörte zu der sogenannten Fraktion der
Eisenhüte, die mit den Boxern pak-
tierte, um die verhassten Ausländer
loszuwerden. Nach der Niederschla-
gung des Aufstands wurde sein Anwe-
sen von den Alliierten konfisziert.
Ein Staat im Staate
1901, nach der Niederschlagung des
›Boxeraufstands‹, wurden die Gesandt-
schaften erheblich erweitert und das
Viertel zu einem eigenen Stadtteil aus-
gebaut, der über eine eigene juristische
und steuerliche Hoheit, Stadtverwal-
tung und Stromversorgung verfügte.
Eine internationale Schutztruppe aus
zehn Ländern übernahm die Bewa-
chung. Chinesen war es verboten, sich
hier niederzulassen, und von der chine-
sischen Polizei oder dem Militär durfte
dieser Bereich bis 1949 überhaupt nicht
betreten werden. Die Gebäude aus der
damaligen Zeit sind teils noch erhalten
und verleihen dem Viertel mit seiner
Mischung aus europäischer Architektur
der Jahrhundertwende und chinesi-
scher moderner Bauweise ein unver-
wechselbares Flair.
Große Nationen - kleine ›Welt‹
Die zwischen 1900 und 1949 noch Le-
gation Street genannte Dongjiaomin
Xiang war die Hauptstraße
der kleinen, vom Rest der Stadt abge-
schotteten Welt der Ausländer, in der
sich französische Postämter, japanische
Banken oder deutsche Krankenhäuser
in einer bunten Mischung abwechsel-
ten. Hier wirkten Männer wie der
Herr der Zölle
Wenige Meter nach Westen kreuzt
man die Taijichang Dajie ,
die frühere Customs Street, die von
den Franzosen allerdings Rue Marco
Polo genannt wurde. An ihrem nördli-
chen Ende lagen die Areale der Bot-
schaften Italiens (Westseite) und
Österreich-Ungarns (Ostseite, 3 Taiji-
chang Dajie) einander gegenüber.
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