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Bis zu seiner Zerstörung 1900 be-
fand sich gleich nördlich der französi-
schen Gesandtschaft der britisch ge-
führte chinesische Zoll. Schon 1853,
während der verheerenden Taiping-
Rebellion, war die Hoheit über den chi-
nesischen Zoll zunächst provisorisch
und schließlich ganz an die Briten
übergegangen. 1861 wurde der erst
26-jährige Robert Hart Generalinspek-
teur des chinesischen Zolls, ein Amt,
das er bis 1908 ausübte. Sir Robert
Hart, wie er sich später nennen durfte,
war der einzige Westeuropäer, der in
täglichem Kontakt mit Mandschu-Prin-
zen und hohen Hofbeamten stand. Das
machte ihn zum einflussreichsten und
bestinformierten Ausländer in China.
Ihm verdankte der Kaiserhof, dass die
Einnahmen aus Zöllen stets üppig flos-
sen - sie trugen zu fast einem Drittel zu
den Staatseinnahmen bei - und nicht
in den Taschen korrupter Mandarine
verschwanden. Allein deshalb akzep-
tierte man diese Demütigung. Die Zoll-
hoheit sollte China erst 1925 wieder
zurückerlangen.
lich grenzte das Gebiet Spaniens an die
Bank. Früher floss hier der Jadekanal -
ein euphemistischer Name für einen
der im wahrsten Sinne des Wortes zum
Himmel stinkenden Hauptabwasserka-
näle Beijings - von Norden nach Sü-
den, ein kleiner Racheakt der Chine-
sen, der die hier lebenden Ausländer
daran erinnerte, wie unerwünscht sie
waren. Heute ist er zugeschüttet und
bildet als Zhengyi Lu eine
schöne Allee mit einem Parkstreifen in
der Mitte. Am südlichen Ende befand
sich das berühmte Wagon Lits Hotel,
das heute unter dem Namen Huafeng
Hotel firmiert.
Die großen Drei
Auf der nördlichen Straßenseite der
Dongjiaomin Xiang jenseits der Zheng-
yi Lu erstreckte sich das weite Areal der
ehemaligen Russischen Gesandtschaft
- heute Sitz des Höchsten Gerichts -,
und nördlich davon das nicht minder
große Gelände der Britischen Gesandt-
schaft - heute das Ministerium für
Staatssicherheit. Weiter Richtung Platz
des Himmlischen Friedens passiert man
noch auf der Südseite der Dongjiaomin
Xiang die Areale der Holländer mit
zwei erhaltenen Bauwerken aus dem
Jahr 1909, das Gebäude der First
National City Bank of New York, das
heute ein Polizeimuseum birgt (Beijing
Jingcha Bowuguan , 36
Dongjiaomin Xiang, tgl. 9-16 Uhr,
20 ¥). Korruption, Missstände und die
Kulturrevolution werden zwar ausge-
blendet, aber ansonsten bekommt
man dank der über 1500 Exponate ei-
nen gut präsentierten Überblick über
die Entwicklung des Polizeiwesens in
Beijing seit der Qing-Zeit. Zu guter
Letzt erreicht man das aufwendig zu
einem Restaurantkomplex umgestal-
tete Areal der US-Gesandtschaft von
1903 (s. S. 129).
Ein stinkender Kanal
Noch heute wird die Dongjiamin Xiang
an der Nordostecke der Kreuzung mit
der Taijichang Dajie von der markan-
ten, im neogotischen Stil 1903 erbau-
ten französischen Kirche St-Michel
(Abb. S. 138) beherrscht. Südwestlich
auf der anderen Straßenseite begann
die Deutsche Gesandtschaft. Gegen-
über der Kirche, an der Nordwestseite
der Kreuzung, sieht man das riesige
Areal der alten Französischen Gesandt-
schaft.
Läuft man die Dongjiaomin Xiang
weiter nach Westen, passiert man das
alte französische Postamt und gleich
daneben die alte Japanische Gesandt-
schaft und die alte Yokohama Spezies
Bank an der nächsten Kreuzung. Nörd-
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