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Santo Domingo (Garafía)
Santo Domingo ist die Hauptstadt der Gemeinde
Garafía und liegt auf einem Plateau hoch über der
vom Meer zernagten Steilküste. Im Sommer pfeift
der Wind über die Hänge, im Winter türmen sich
die von atlantischen Tiefausläufern herangetra-
genen Wolken zu dichten Bänken auf. Den Besu-
cher umgibt eine herbe, melancholische Land-
schaft, die ihren Reiz aus den verschiedensten
Grünschattierungen gewinnt. Wären da nicht die
Santo Domingo de Garafía -
Ort der Verbannten
Die Hauptstadt der Gemeinde Garafía muss sich zur Zeit mit der Än-
derung ihres Namens abfinden. Noch vor gar nicht langer Zeit war
der prähispanische Name der Gemeinde zugleich der Name des Or-
tes oder doch zumindest in diesen integriert: Man sprach von Garafía
oder auch von Santo Domingo de Garafía . Vielen Bewohnern gefällt
es nicht, dass ihr geliebter Ort nun Santo Domingo heißen und so sei-
ner altkanarischen Wurzeln beraubt werden soll. Warum beharren die
Menschen hier so stark auf der Anbindung an Vergangenes?
Es hat etwas mit ihrer Herkunft zu tun. Denn nach der Conquista
haben im „wilden“ Nordwesten mehr Ureinwohner überlebt als in an-
deren Teilen der Insel. Weil kaum einer der neuen spanischen Herren
darauf erpicht war, in dieser unwirtlichen Gegend eine Existenz zu
gründen, durften die Altkanarier bleiben. Sie wurden als Schafhirten
und Holzfäller geduldet. Zu ihnen gesellte sich eine Handvoll portu-
giesischer, von der Iberischen Halbinsel vertriebener Juden. Aufgrund
der Isolation blieben die berberischen Züge in den Gesichtern vieler
Einwohner bis heute erhalten, und auch den „garafianischen Schäfer-
hund“ gibt es noch: Ihm allein vertraut der Hirte seine Herde an.
Bis vor kurzem war die Gemeinde vom Rest der Insel weitgehend
abgeschnitten. Nach Santa Cruz führte nur eine Holperpiste, die Ver-
bindung mit Los Llanos bestand über Caminos Reales, gut ausgebaute
Fußwege. Manchmal wurden Waren auch verschifft - doch von der
winzigen Mole aus gelang das nur bei absolut ruhiger See. Heute hat
sich für die Bewohner vieles verändert, gut ausgebaute Straßen führen
nach Los Llanos und die Nordküste entlang. Dennoch bleibt das Ge-
fühl der Abgeschiedenheit erhalten. Muss ein altes Mütterchen zum
Arzt nach Santa Cruz, sagt sie noch immer: „Ich fahre nach La Palma“
- als handelte es sich um eine andere Insel, ganz weit fort ...
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