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umgeben, alsdann erheben sich rundum hohe Waldungen, in welchen überall einzeln ver-
theilt die Ansiedler ihre Feldchen angelegt haben. Man kennt diese Leute gewöhnlich unter
dem Namen der Backwoodsmen, da sie wie halbe Wilde, zum Theil ohne Schulunterricht
und ohne Geistliche aufwachsen. Die Wälder, welche sie bewohnen, sind höchst ausge-
dehnt, ihr Boden höchst fruchtbar. Das Clima ist gesund, die Bewohner erreichen ein ho-
hes Alter. Die Winter sind meist gelinde, dagegen die Abwechslungen der Temperatur oft
schnell und stark. Wir kamen gerade zur Zeit des sogenannten Indian-Summer hieher, wo
bei einer sehr warmen Temperatur, von + 16 bis 17° Reaum. die Atmosphäre trübe und
duftig war. So wie das ganze innere Nord-America, enthalten auch die Gegenden am Wa-
basch Spuren einer sehr früh ausgestorbenen Urbevölkerung, von welcher selbst die jet-
zt noch existirenden Indianer keine Traditionen haben. Etwa 15 Meilen von Harmony am
Wabasch abwärts befindet sich eine Stelle des Ufers, welche man unter dem Namen Bone-
Bank kennt. Als einst daselbst ein alter Baum umfiel, bemerkte (Herr Lesueur) unter dessen
Wurzeln ein ganzes menschliches Skelet. So lebhaft der Beobachter es bedauert, dass er
über diese merkwürdigen Ueberreste der Vorzeit ohne alle Nachrichten ist, so sehr gereicht
es der jetzigen weissen Bevölkerung von NordAmerica zum Vorwurfe, diese Reste ver-
nachlässigt und ruinirt zu haben. Niemand in Harmony wusste jetzt schon mehr Auskunft
über die Namen der indianischen Stämme zu geben, welche zur Zeit der Anlegung dieses
Dorfes die Gegend bewohnten. Einer der ersten Siedler der Gegend von Mount-Vernon am
Ohio hatte die Indianer in der Gegend von Harmony noch wohl gekannt und sie oft in ihren
Hütten besucht. Er war der einzige Mann, der mir einige Nachrichten von ihnen geben kon-
nte. Sie lebten noch bis 1810 in dieser Gegend, aber in dem Jahre, welches dem Gefechte
von Tippekanoe vorherging, 1809, zogen sie sämmtlich fort, und kehrten nicht wieder
zurück. Alle diese Indianer sind nun in Indiana bis auf die letzte Spur ausgerottet und
vertrieben, und das Land ist jetzt durch die Bevölkerung der Back-Woodsmen beglückt!
Die fruchtbare und gesunde Gegend von Harmony hat eine Menge von Ansiedlern her-
bei gezogen, welche begonnen haben, die grossen Waldungen in Indiana zu lichten. Man
belegt diese Wald-Ansiedler, wie schon gesagt, gewöhnlich mit der Benennung der Back-
Woodsmen, weil sie in den abgelegenen Waldungen leben. Sie sind ein kräftiger roher
Menschenschlag von englischer oder irländischer Abkunft. Ihre im Walde zerstreute Lage
isolirt sie bedeutend, und nur zuweilen kommen sie ihrer Geschäfte halber in die Städte.
Es befindet sich zu Harmony eine Schule, wo die Kinder lesen und schreiben lernen. Man
bezahlte vierteljährig zwei Dollars und die Kinder erhielten Vor- und Nachmittags Unter-
richt; allein auf dem Lande wachsen die jungen Leute roh auf und sind wohl nicht bess-
er, als die Indianer selbst. Geschäfte oder besondere Gelegenheitsfeste bringen die Back-
woodsmen in die Stadt; und sie folgen alsdann ihrer Neigung für den Whisky, welcher
ihnen gewöhnlich die Rückkehr nach ihren Wohnungen erschwert. Sie ziehen gute Pferde
und sind dreiste Reiter, ja, selbst die Weiber sieht man häufig auf dem Sattel, und ganze
Familien kehren auf diese Art, oft Mann, Weib und Kind auf demselben Thiere, von der
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