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Kapitel XVIII Vom Muscleshell-River bis Fort-McKenzie
Unser Aufenthalt am Muscleshell-River war nicht von langer Dauer; denn nachdem unsere
Jäger, welche die benachbarten Waldsäume und Prairies durchstreift, zu Mittag Fleisch von
einem Bison und einem Elkthiere eingebracht hatten, wurde die Reise fortgesetzt. Die Prair-
ie wechselte nun am Ufer mit hohen Pappelwaldungen ab, und diese Baumart bildet wohl
nirgends auf unserem Planeten so schöne hohe Wälder, als hier. ConchylienAbdrücke und
Baculiten wurden an allen Ufern eingesammelt.
Wir verlassen das Charles M. Russel Wildlife Refuge in flimmernder Hitze. Ein riesiges
Transportflugzeug der US Airforce donnert über uns hinweg. In Montana waren viele der
mit atomaren Sprengköpfen bestückten Interkontinentalraketen stationiert, die im Ernstfall
auf die Sowjetunion abgefeuert werden sollten. Im Montana Road & Recreation Atlas sind
die Anlagen der Cruise Missile eingezeichnet. Wir kommen an einer dieser Abschussrampen
vorbei. Ich stelle mir vor, wie sich der Silo öffnet und eine fast zwanzig Meter lange Rakete
mit Höllenlärm die Abschussrampe verlässt, um dann in einem weiten Bogen Richtung
Nordwesten zu verschwinden. Der US Highway 191 führt durch Weide- und Ackerland ins
Tal des Missouri Rivers. Ein kräftiger Wind ist aufgekommen, es beginnt zu regnen. Ein
Warnschild: „Elk Crossing“. Kurz darauf erreichen wir die Kipp Recreation Area, wo wir
für die Nacht einen RV-Stellplatz auf dem Campingplatz buchen.
James Kipp, nach dem die Kipp Recreation Area benannt ist, fuhr gemeinsam mit Wied auf
dem Dampfschiff Assiniboin von Fort Clark, dessen Direktor er war, bis nach Fort Union.
Die Kipp Recreation Area liegt beschaulich am Missouri River, die Uferlandschaft ist mit
Pappeln gesäumt. Die lauschige Stille wird immer mal wieder brutal durch den Über-
schallknall von Jagdbombern der Air Force gestört.
Am nächsten Morgen (29. Juli) war der Fluss etwas trübe, und es musste weit oberhalb stark
geregnet haben. Die Hügel hatten heute keine ausgezeichnete Formen, waren dagegen etwas
mehr grün bewachsen, mehre Arten von Schwalben flogen in Menge an ihnen und über dem
Wasser umher. Ueberall bemerkte man das Blinken des aus dem Thone hervor gewaschenen
Fraueneises, welches in Stücken umher lag, und gleich Funken im Sonnenscheine blitzte.
An den Höhen hatten jetzt die Kiefern an Zahl zugenommen, sie bedeckten zum Theil ganze
Bergwände und waren 30 bis 40 Fuss hoch.
Am Mittwochmorgen verlassen wir die Kipp Recreation Area auf der Fred Robinson Bridge,
der Highway 191 führt hoch in die wilde Hügellandschaft des Charles M. Russel Naturs-
chutzgebiets. Der Regen der vergangenen Nacht hat die Ufersedimente des Missouris
weggespült und dadurch das Flusswasser braun getrübt.
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