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In der Nacht zum 6. Mai fegt ein heftiger Sturm über den Platz. Am frühen Nachmittag
fahren wir bei regnerischem Wetter zum nahe gelegenen Omaha Casino der Omaha Indian
Reservation. Es besteht ein großer Unterschied zu den Casinos, die wir bisher besucht
haben: Das Personal besteht fast ausschließlich aus Indianern. Auch die Tankstelle, die Re-
paraturwerkstatt und die Speed-RaceBahn neben dem Casino sind in indianischer Hand.
Die Omahas faszinieren mich durch ihre stolze Ausstrahlung (oder will ich das so sehen?).
Vordergründig verhalten sie sich nicht anders als die Weißen, fahren die gleichen Autos und
sprechen die gleiche Sprache. Die älteren männlichen Indianer haben ihre langen schwar-
zen Haare zum Zopf gebunden und sind in der Regel etwas stämmig, die Jüngeren tragen
die Haare schon mal stoppelkurz. Die meisten Indianerinnen haben ihre Haare ebenfalls
zum Zopf gebunden, ihre Physiognomie hat etwas Asiatisches. Das Casino ist etwas klein-
er als das der Kickapoos, es blinkt und klingelt aber auch hier ohne Unterlass. 99% der
Spieler und Spielerinnen sind ältere weiße Damen und Herren.
Zurück im Lewis and Clark State Park sitzen wir abends am Lagerfeuer, genießen den
Blick auf den ruhig vor sich hinplätschernden See und bestaunen die in Formation flie-
genden Pelikane, die im hinteren Teil des Sees ihre Nistplätze haben. Es ist fast Vollmond.
Ab und an springt ein Fisch hoch und schnappt sich ein Insekt.
(4. Mai) Die Omahas bildeten ehemals eine zahlreiche Völkerschaft, sind aber durch
Feinde und die Blattern sehr zusammengeschmolzen und besitzen gegenwärtig nur wenige
kräftige junge Männer. (6. Mai) Man sagt von ihnen, dass sie die indolentesten
geistlosesten, und feigsten der MissouriIndianer wären.
Diese wenig schmeichelhaften Worte über die Omahas im Ohr besuchen wir die Omaha In-
dian Reservation. In Macy, Nebraska, leben knapp 1 000 Menschen, davon sind über 96%
Indianer. Fast 50% der Einwohner leben unterhalb der Armutsgrenze. Die Public School ist
neu und intakt. Es gibt eine Tankstelle, einen Pow-Wow-Platz und das Omaha Care Seni-
or Living, ein Altenheim. Die Straßen sind voller Schlaglöcher. Viele Wohnhäuser sind in
einem üblen Zustand, Müll liegt um die Häuser herum. Ich fühle mich wie ein schäbiger
Voyeur und sehe zu, dass wir Land gewinnen.
Der Besuch in der angrenzenden Winnebago Indian Reservation verläuft erfreulicherweise
ganz anders als gedacht. In Winnebago befindet sich der Tribal Court der Winnebagos
und das Indian Hospital. Auch das Little Priest Tribal College, das Blackhawk Community
Center, die Reformed Church und diverse Schulen mit Spielplätzen und Sportanlagen
fehlen nicht. Im Statue Garden machen wir eine längere Rast und schauen uns die ge-
genüberliegende kleine Einkaufsmeile an. Winnebago ist im Gegensatz zu Macy prosperi-
erend und dem amerikanischen Mainstream angepasst. Ein sichtbarer Unterschied zu US-
amerikanischen Kleinstädten ist nicht auszumachen. Eine Verkäuferin meint, dass in der
Stadt in den vergangenen zehn Jahren ein wirtschaftlicher Aufschwung stattfand, da die zur
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