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schen. Das Gletschereis bedeckt heute
noch eine Fläche von 11 km², befindet
sich aber auf dem Rückzug. Zu Beginn
des 20. Jahrhunderts bedeckte es noch
25 km².
Bei gutem Wetter ist von Reykjavík
aus zu erkennen, wie sich der Snæfells-
jökull über dem Faxaflói erhebt. Mit ent-
sprechender Erfahrung lässt sich der
„Schneeberggletscher“, wie er übersetzt
heißt, auch besteigen. Erstmals taten
dies isländische Naturforscher im Jahre
1753. Von Arnarstapi aus kann man in
etwa 4-6 Stunden auf den Berggipfel
gelangen. Doch ist eine Besteigung wie
bei allen anderen Gletschern nicht unge-
fährlich: Es müssen einige Gletscherspal-
ten überwunden werden. Außerdem
kann Gefahr durch Schmelzwasser dro-
hen. Wichtig ist, dass man sich über die
Wetterlage und die Schneebeschaffen-
heit kundig macht. Will man den Glet-
scher aus der Nähe erkunden, empfiehlt
es sich, sich einer organisierten Tour an-
zuschließen. Die am besten geeignete
Zeit für Gletschertouren sind die Mona-
te März bis Mai, aber auch im Sommer
ist eine Begehung möglich.
Die Schotterstraße 570, der Snæfells-
jökullvegur, führt von Stapafell im Süden
hinauf zum Gletscher und weiter zur
Nordküste. Die Straße kann auch mit ei-
nem Pkw befahren werden. Etwa nach
1 km kommt man auf diesem Weg an
der versteckt liegenden Höhle Sönghel-
lir, der „singenden Höhle“, vorbei. Die
Höhle am Fuß des Gletschers ist durch
ihr gutes Echo bekannt. Westlich des
657 m hohen Berges Náttmálahnúkur
kommt man auf einem Fußweg zum
Gletscher. Nach etwa 2 km gelangt man
dann auf dem Pass Jökulháls auf einen
weiteren Aufstiegsweg. Die Wege füh-
ren auf den höheren der beiden Gipfel
des Snæfellsjökull, den Jökulþúfur. Beide
Gipfel erheben sich hoch über den Kra-
terrand und verleihen dem Berg sein
charakteristisches Aussehen.
Für den mühsamen Aufstieg wird man
durch eine grandiose Aussicht belohnt.
Man überblickt einen Großteil der Halb-
insel Snæfellsnes mit ihrer landschaftli-
chen Vielfalt. Im Süden kann man bei
entsprechender Sicht bis Reykjavík se-
hen, im Norden ist der Blick frei auf die
Steilküsten der südlichen Westfjorde, die
sich hinter dem Breiðafjörður mit seinen
unzähligen Inselchen erheben.
Der sagenumwobene Gletscher regte
schon immer die Fantasie der Menschen
an, die ihn gesehen haben. Auch in der
Literatur kommt er mehrmals vor: In Ju-
les Vernes' (1828-1905) Roman „Reise
zum Mittelpunkt der Erde“ ist folgendes
nachzulesen: „Steig hinab in den Krater
des Sneffels Yocul, den der Schatten des
Skartaris vor dem ersten Juli liebkost,
kühner Wanderer, und Du wirst zum
Mittelpunkt der Erde gelangen.“ Am
Gletscher beginnt die fantastische Reise
des Hamburger Mineralogieprofessors
Otto Lidenbrock, seines Neffen Axel und
ihres isländischen Führers, des Eiderjä-
gers Hans. Sie steigen durch den erlo-
schenen Krater ins Erdinnere hinab, ent-
decken ein Meer mit Gezeiten und Win-
den und treffen auf urzeitliche Saurier
und Pflanzen aus dem Tertiär. Nachdem
sie viele Abenteuer überstanden haben,
gelangen sie durch den Stromboli in Ita-
lien wieder an die Erdoberfläche. Der
Roman schildert eindrucksvoll auch das
Reisen in Island vor 100 Jahren sowie
das Leben der Bewohner.
Der zweite berühmte Roman, der am
Snæfellsjökull spielt, ist „Weltlicht“ von
Halldór Laxness. Auch in seinem Roman
„Seelsorge am Gletscher“ geht es um
den Gletscher bzw. um einen Pfarrer,
der hier seine „Schäfchen“ betreut und
in den Bann des Gletschers gezogen
wird.
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