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Der große Vulkanausbruch von 1996
Im Juli 1995 und August 1996 gab es
beim Vulkan Loki kleinere Eruptionen
unter dem Eis des Vatnajökull mit zwei
kleinen Gletscherläufen. Am 29. Sep-
tember 1996 wurden erneut Erdbeben-
wellen registriert, die ihren Ausgang
diesmal am nördlichen Rand des nahe
gelegenen Berges Barðarbunga hatten,
einem 2009 m hohen Vulkanberg, der
ebenfalls unter dem Eis des Vatnajökull
liegt. Diese seismischen Wellen wurden
von den Geowissenschaftlern als aufstei-
gendes Magma gedeutet. Am 30. Sep-
tember 1996 begannen 20 km südlich
die Eruptionen. Am 1. Oktober konnte
man in dem an dieser Stelle 450-600 m
dicken Eispanzer bei Gjálp eine bis zu
2 km breite und 100 m tiefe Einsenkung
erkennen. Im Verlauf des Tages traten
zwei weitere Dellen im Eis auf. Sie lagen
in einer 5-6 km langen Linie, die von
Norden nach Süden verlief. Am Morgen
des 2. Oktober durchbrach der Vulkan
das Eis an der nördlichsten Stelle. Die
gewaltige Eruptionswolke aus weißem
Wasserdampf, Gasen und schwarzer
Asche war 7000-8000 m hoch. Am 8.
Oktober fraß sich der Vulkan auch an
den beiden weiter südlich gelegenen
Stellen durch das Eis. Dazwischen ent-
stand eine 400 m breite Eisbrücke. Unter
dem Eis floss die Lava aus einer kilome-
terlangen Spalte. Im Norden der Vulkan-
spalte bildete sich ein 3500 m langer
und 2100 m breiter Graben im Eis. Am
12. Oktober konnte man hier einen neu-
en Vulkankegel erkennen, dessen Höhe
mit 1560 m über NN bestimmt wurde.
Er ist somit um 350-400 m höher als die
Umgebung vor den Eruptionen. Der Vul-
kanausbruch endete am 13. Oktober.
Die Hitze des Vulkans schmolz aber
weiterhin große Mengen Eis. Das zu den
Grímsvötn abfließende Schmelzwasser
spülte unter dem Eis einen gewaltigen
Canyon aus, dessen Decke nach und
nach einstürzte. Dieser Eiscanyon war
6 km lang, 2 km breit und bis zu 500 m
tief - eine bizarr-schöne Eislandschaft
aus schroffen, spitzen Nadeln, Spalten,
hausgroßen Blöcken, Bögen, Kammern,
Höhlen und Schmelzwasserseen.
Der Vulkanausbruch 1996 bei Gjálp
war nach den Ausbrüchen der Katla
(1918), der Hekla (1947) und Surtsey
(1963-1967) der viertgrößte dieses Jahr-
hunderts. Schon im darauf folgenden
Jahr hat neu gebildetes Gletschereis den
großen Canyon wieder aufgefüllt - der
Vatnajökull heilt seine Wunden schnell.
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