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Schnappen Sie sich Ihr Smartphone und fotografieren Sie den Eindringling. Drohen Sie damit,
das Bild in einem Hotelbewertungsportal hochzuladen. Konfrontieren Sie die Putzfrau mit den von
ihr unterzeichneten Allgemeinen Putzbedingungen. Verlangen Sie brutalstmögliche Aufklärung des
Falls durch den Hoteldetektiv. Gibt es keinen, übernehmen Sie kommissarisch das Amt.
Wenn die Putzfrau in Ihrer Abwesenheit schließlich Ihr Zimmer betritt, sollten Sie es so hergerichtet
haben, dass sie sofort mit Vorsicht, Respekt und ein klein wenig Angst erfüllt ist. So wird jede Neu-
gierde erstickt, und die Putzfrau kommt nicht auf die Idee, in Ihren Sachen zu wühlen. Sie sollte
idealerweise die anderen Bediensteten vor Ihnen warnen, falls der Ruf Ihrer Allgemeinen Putzbedin-
gungen noch nicht bei allen angekommen ist. Das erreichen Sie, indem Sie strategisch günstig einige
Dinge platzieren:
•
DruckenSiezuHauseeinpaarAktienkursevonbekanntenIndustrie-undRüstungsfirmenaus.Ver-
sehen Sie diese mit aussagekräftigen Markierungen und Anmerkungen (»
VERKAUFEN BEI
200!«/
»
MEHR SCHMIERGELDER
!«/»
MINISTER ANRUFEN, MUSS INTERVENIEREN
!«) und organisie-
ren Sie sie übersichtlich auf dem Schreibtisch.
•
Besorgen Sie sich in Ihrem örtlichen Schützenverein eine Handvoll gebrauchter Patronenhülsen.
Verteilen Sie diese um den Abfalleimer herum.
•
Aus Imagegründen sollte aus dem Abfalleimer eine leere Champagnerflasche ragen. Besorgen Sie
sich eine, und trinken Sie diese aus. Wenn Sie nüchtern bleiben müssen, entsorgen Sie den Inhalt
im Waschbecken.
•
Verstreuen Sie etwas Mehl, idealerweise auf dem Rasierspiegel, ansonsten auf dem Waschbecken.
Lassen Sie daneben ein kreditkartenähnliches Objekt liegen (aber keine richtige Kreditkarte, das
wäre zu gefährlich), beispielsweise die Karte Ihrer Stadtbücherei, die des Automobilclubs oder zur
Not das Bonusheftchen Ihrer Metzgerei.
•
Wirken Sie auch inIhrerAbwesenheit unberechenbar undwie jemand, dessen Zimmer man mit äu-
ßerster Vorsicht betreten sollte! Ihr Kopfkissen sollte von der Putzfrau jeden Tag an einem anderen
Ort gefunden werden, damit es aussieht, als würden Sie niemals an der gleichen Stelle schlafen. Es
empfiehlt sich die Reihenfolge: Dusche - auf dem Schrank - auf dem Balkon. Und dann wieder
von vorne, je nachdem, wie lange Ihr Besuch dauert.
•
Lassen Sie vor Ihrer Reise kleine Kärtchen drucken, auf denen steht: »
HIER HABEN SIE NICHTS
VERLOREN
!«LegenSieeinKärtcheninsämtlicheSchubladen,inIhrenKoffer,aufjedenWäsche-
stapel, sodass es beim Öffnen sofort ins Auge springt.
Wie man sich im Hotel verhält
In einem Hotel gibt es viele geschriebene, aber noch mehr ungeschriebene Gesetze. Ihr Aufenthalt
wird deutlich einfacher, wenn Sie diese kennen:
•
Eine Minibar ist nur Deko. Hotels wollen überhaupt nicht, dass Sie etwas daraus verbrauchen, des-
wegen sind die Preise der kleinen Pulle Prosecco, des Schlucks Bier und der Handvoll Erdnüsse
auch angelegt, als wären sie Metalle der Seltenen Erden. Ritualisiert werden Sie beim Auschecken
gefragt, ob Sie etwas aus der Minibar genommen haben, und eine jahrhundertealte Tradition ver-
