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Öffentlicher Personennahverkehr:
Die Wade in der Lichtschranke
Der Öffentliche Personennahverkehr, also Bus, S-Bahn, U-Bahn, Tram und ähnliche Zumutungen,
ist nur auf kurze Distanzen auszuhalten. Wenn Sie als Stubenhocker schon nicht begeistert davon
sind, Wegstrecken eingepfercht mit anderen Leuten hinter sich zu bringen, ist eine durchschnittliche
ÖPNV -Fahrt für Sie eine alttestamentarische Erfahrung:
Bus: Ein Busfahrer thront über den Dingen. Wortwörtlich. Von seiner erhöhten Position aus lenkt
er seinen Bus wie einen Wal durchs Korallenriff. Für ihn gilt nicht »rechts vor links«, sondern »ich
vor allen anderen«. Eine sanfte Fahrweise hält er, besonders wenn er ein Berliner ist, für sinnlos.
Wollen Sie sich auf eine Busfahrt durch die Innenstadt vorbereiten, setzen Sie sich in eine Hüpf-
burg, und lassen Sie 10 überzuckerte Sechsjährige reinstürmen.
Tram: Fährt auf Schienen, die notdürftig in den Teer oder ins Kopfsteinpflaster versenkt wurden.
Deswegen schleifen die Räder immer und überall. Im Inneren klingt das wie die Tonprobe eines
Death-Metal-Konzerts.
U-Bahn: Fahrer von U-Bahnen haben zuletzt das Tageslicht gesehen, als der Kanzler noch Kohl
hieß. Wenn sie Feierabend haben, ist es schon dunkel, und vor Tagesanbruch steigen sie wieder in
die Tunnel hinab.
S-Bahn: Fühlt sich der U-Bahn überlegen, aber hat Minderwertigkeitskomplexe gegenüber den
richtigen Zügen, die nicht nur Arbeiter ins Industriegebiet kutschieren oder Bänker in die Innen-
stadt. Daher ist eine S-Bahn immerzu bockig - die Türen schließen nicht richtig, An- und Abfahrt
sindbesondersruppig.Trotzdembesitzen dieS-BahnenineinigenStädteneinErste-Klasse-Abteil,
in das auch bei größtem Gedränge in der zweiten Klasse kein Mensch reindarf.
Im ÖPNV solltedieDurchsage»Achtung,einZugfährtein«ersetzt werdendurch»Lasst,dieihrein-
tretet, alle Hoffnung fahren«, um gleich für die richtige Grundstimmung zu sorgen. Sie werden fast
immereinenStehplatzabkriegenundfürdieDauerderFahrtordentlichdurchgeschütteltwerden.An
jeder Haltestelle quetschen sich noch mehr Leute rein, die individuelle Gerüche aus aller Welt mit-
bringen. Gehen Sie lieber zu Fuß, wenn die Laufstrecke nicht über eine Stunde beträgt. Falls doch,
laufen Sie trotzdem.
Taxi: Schweigen macht verdächtig
Steigen Sie niemals in ein Taxi, ohne dass Sie sich vorher über die aktuellsten Entwicklungen auf le-
benswichtigen Gebieten informiert haben! Nichts ist peinlicher, als im Inneren eines Taxis keine po-
pulärkompatible Meinung zueiner aktuellen boulevard-politischen Entwicklung odereinem Sporter-
eignis zu haben. Sollte Ihnen das im Vorfeld nicht gelungen sein, rettet Sie - wie so oft - das Smart-
phone. Rufen Sie schnell eine Nachrichtenseite im Internet auf, überfliegen Sie die Überschriften,
und schließen Sie daraus messerscharf, was Ihre passende Meinung sein sollte. Als Faustregel gilt:
Der Taxifahrer wird mit den Boulevard-Medien konform gehen. Achten Sie darauf, dass Sie das für
die Dauer der Fahrt auch tun! Ansonsten wird der Taxifahrer Sie hassen und extralange Umwege
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