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zingelt sein. In der Zielstadt sind Sie in einem zwielichtigen Hotel in Bahnhofsnähe untergebracht,
weildieFirmadasschonseit30Jahrensomacht.DummerweiseistderWorkshopinzwischennicht
mehrumdieEcke,sonderndraußenineinemehemaligen,mittlerweileinsolventenMöbelhaus,das
Sie nur erreichen, wenn Sie drei verschiedene Straßenbahnen fahren und dann noch einen Kilome-
ter an Häusern mit vernagelten Fenstern vorbei zu Fuß gehen. Fürs Taxi ist kein Budget vorgese-
hen, weil das gewohnte Hotel inzwischen so teuer ist.
Mit einer Dienstreise geben Sie jede Oberhoheit ab und lassen Bürokraten entscheiden, die vor al-
lem nach den Reisekosten gehen, nicht nach der Vermeidung von Wahnsinn, wie Sie das tun wür-
den. Seien Sie also ruhig penetrant. Schicken Sie dem Sekretariat eine genaue Aufstellung von
dem, was Sie bei einer Reise tolerieren (5 Sterne, Budget für Taxifahrten, flexible Reisetermine)
und was nicht (fehlendes Frühstück, Gedrängel in der Tram, Zugbindung). Führen Sie auch selbst
Recherchen über die Routen und Zielstädte durch, und machen Sie präventiv Vorschläge, wo und
wie Sie untergebracht werden könnten. Ihrem Ruf in der Firma wird das nicht zuträglich sein, aber
so erzielen Sie auch den schönen Nebeneffekt, dass man in Zukunft vielleicht davon absieht, Sie
auf eine Dienstreise zu schicken.
Auf Dienstreisen lernt man Kollegen von ihrer privaten Seite kennen. Ob man will oder nicht. An-
gestellteStubenhockersindnatürlichauchimBerufsalltagaufihrePrivatsphärebedacht-unddann
ist man plötzlich mit dem Hansel aus dem Marketing im Doppelzimmer gelandet, weil das billiger
als ein Einzelzimmer ist. Völlig unvermittelt wird aus diesem vagen Kontakt von der Mailingliste
wegenderneuenKampagneeinechtesWesenausFleischundBlutmitsämtlichenHautirritationen
und Geräuschen, die dazugehören. Und schlimmer noch - diese Person wird näher an SIE heran-
kommen, als Ihnen recht ist, und viel Wissen über Sie sammeln. Versuchen Sie also, auch im Ho-
telzimmer dieser Person aus dem Weg zu gehen. Schließen Sie sich in der Toilette ein.
Der Termindruck ist immens. Im Gegensatz zu einem Urlaub besteht eine Dienstreise nur aus Ter-
minen, die eingehalten werden müssen - und einer ganzen Kette von Verspätungen oder Absagen,
wennetwasdazwischenkommt.SchlimmstenfallsgehtderganzeZweckderDienstreiseschief,und
sie muss wiederholt werden.
Typische Dauer
Eine Dienstreise hat keine typische Dauer. Sie hat auch keinen typischen Ablauf. Das macht sie ja so
spannend und für Stubenhocker so unangenehm.
Wie man sich vorbereiten kann
Legen Sie sich ein dickes Fell zu. Das ist aber nicht wörtlich zu verstehen. Außer Sie müssen dienst-
lich zum Südpol. Legen Sie sich in diesem Fall zwei dicke Felle zu.
Ist besonders schlimm, weil …
… Sie vielleicht sogar mit Ihrem Chef auf Dienstreise gehen müssen.
Lustreise
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