Travel Reference
In-Depth Information
in Tracht.« Denn irgendein Detail stimmt an der feschen Tracht
garantiert nicht. Insgesamt raten alle Bayern Nicht-Einheimischen
davon ab, die bayerische Tracht anzuziehen. Oder meinte Jörg
Maurer folgenden Outitvorschlag am Ende ernst: »Der nicht aus
Bayern stammende Besucher sollte sich kleiden in eine sandfarbene
Lederhose mit übergroßen hellblauen Hirschhornimitatknöpfen,
rostrote Haferlschuhe, Cordwadlstrümpfe, Trendtrachtenhemd
mit Stichmesser-Einstichen, Lederhosenträger mit der Aufschrift
›G'sund samma!‹, olivgrünes Jägerhüterl mit Pfauenfeder, Rucksack
mit eingerolltem Tarnnetz«?
Dem einen oder anderen mögen diese Ausführungen als verrückt
erscheinen. Doch sollte tatsächlich ein Nicht-Bayer auf die unver-
frorene Idee kommen, einen Eingeborenen mit der Vorhaltung zu
beleidigen, wonach alle Bayern ein bisschen irr seien, wird der Ba-
juware hundertprozentig mit dem Hinweis kontern, dass alles Ver-
rückte in Bayern von außen kommt. Nicht einmal die angebliche
Geisteskrankheit König Ludwigs II. lässt der Bayer als Beweis der
These gelten, denn die geht, so schreibt es R. W. B. McCormack, auf
den schizophrenen Herzog Wilhelm zurück. Und der war Preuße.
Wer es trotz aller Argumente nicht lassen kann, sich in eine baye-
rische Tracht zu gewanden, der möge einen echten Bayern bitten,
ihm beim Einkauf zu assistieren. Damit geht er wenigstens sicher,
dass ihm nicht irgendein aus Schwaben zugewanderter, geschäfts-
tüchtiger Verkäufer etwas aufschwatzt, was ihn am Ende nur der
Lächerlichkeit preisgibt.
Hat sich der Reisende für ein Trachtenoutit entschieden, so ist er
jetzt besonders in der Plicht. Denn natürlich unterliegt das Tragen
der Tracht strengen Regeln: Von Ostersonntag bis Kirchweih trägt
man eine kurze Lederhose. Dies auch, wenn es am Ostersonntag
schneien sollte, was durchaus vorkommt. Ab Kirchweih trägt man
dann die längeren Bundhosen. Dies übrigens auch erst seit jünge-
Search WWH ::




Custom Search