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Blusen den Oberarm freigeben«. Bei einem traditionell bayerischen
Dirndl ist die Haut der Oberarme bedeckt. Lachen muss der Mann
auch - und das, obgleich er am Tegernsee, Deutschlands See mit
der höchsten Milliardärsdichte, sicher schon jede Menge Dekadenz
gesehen hat -, wenn Frauen zum Dirndl Bergstiefel tragen. »Das
ist vollkommen daneben.« Auch darf ein korrektes Dirndlkleid kei-
nesfalls zu kurz sein. Eine Lederhose, genannt »Krachlederne«, ist
in der Regel aus Hirschleder.
Als peinlich empindet es der Bayer, wenn ein Dirndlstoff nach
Plastik aussieht oder man zu seiner Tracht rot-weiß-karierte oder
blau-weiß-karierte »Tischdeckenhemden« trägt. Der sogenannte
»Landhausstil« wird mit Inbrunst verachtet. Und wenn junge Bur-
schen sich für den Besuch des Oktoberfests rote oder karierte Hals-
tücher umwickeln, dann schütteln bayerische Mädchen nur mit
dem Kopf. Viele Urlaubsgäste mögen sich bei ihrem Aufenthalt in
Bayern hier und da wie im Wilden Westen fühlen, auch gibt es im
agrarisch geprägten Süddeutschland noch immer sehr viel Rinder-
zucht. Aber bayerische Cowboys gibt es nicht.
Überhaupt handelt es sich bei dem gesamten Bekleidungsthema
um ein hochexplosives Terrain. Denn wie bei der Sprache packt
den Bayern eine blinde Wut, wenn ihn der Verdacht beschleicht,
jemand könne seine Tradition nachäffen. Dem gegenüber steht
die große Begeisterung aller Nicht-Bayern für die (vermeintlich)
bayerische Tracht. Dazwischen liegt ein Minenfeld. Eingeleischte
Bayern behaupten, den verkleideten Fremden gerade daran zu er-
kennen, dass er eine perfekte Tracht trage. »Da passt dann halt das
Berliner Gesicht nicht dazu«, sagt einer meiner Gesprächspartner,
der nicht genannt werden möchte. Der berühmte »Jemsenjäger«
aus Berlin darf sich seines Spottes sicher sein, auch wenn er sich
im original Trachtenladen mit echter Hirschlederhose und allem,
was dazu gehört, ausgestattet hat. Der unbarmherzige Kommen-
tar eines Einheimischen wird lauten: »Das ist dann halt ein Preiß
