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einen Reiseführer, der bereits vor 400 Jahren zu wissen schien, auf
was es bei Reisen im globalen Dorf ankommen würde. Doch be-
ginnen möchte ich meine Reise auf dem Marktplatz in Athen vor
fast 2 500 Jahren.
Antike Nervensägen und polierte Rheinländer -
Die Geburtsstunde der Dialektik
Sokrates gilt nicht nur als der Urvater des europäischen Denkens,
er gilt auch als eine der größten Nervensägen der Antike. Immer
dann, wenn er in seinen philosophischen Betrachtungen nicht wei-
terkam, ging er auf den Marktplatz seiner Heimatstadt und frag-
te jeden, der nicht schnell genug das Weite suchte, Löcher in den
Bauch: Was ist Wahrheit? Was Gerechtigkeit? Was ist ein geglücktes
Leben? Der Dialog mit seinen Mitmenschen half Sokrates, Ant-
worten auf seine Fragen zu inden. Im Miteinander-Sprechen, in
Rede und Gegenrede entstand ein Denkmuster, das wir Dialektik
nennen und in dem sich europäisches Denken und Handeln bis
heute Ausdruck verleiht. Und so wurde Europa selbst ein Markt-
platz, auf dem die unterschiedlichsten Völker und Kulturen ihre
Meinungen und Überzeugungen aufeinanderprallen ließen.
Eine Mannigfaltigkeit des Menschlichen, die auch Adolph Freiherr
Knigge in den Vorbereitungen seines Buches so manches Kopfzer-
brechen bereitete: »[…] dass es so schwer ist, mit Menschen aus
allen Städten und Gegenden in Deutschland umzugehen und bei
allen gleichwohl gelitten zu sein, auf alle gleich vorteilhaft zu wir-
ken.« Die Gegensätze spielen also auch im Zwischenmenschlichen
eine nicht unerhebliche Rolle. Und so amüsieren sich mein rheini-
scher Geschäftspartner und ich als Niedersachse immer wieder über
eine erläuternde Erklärung Knigges zur Vielfalt in deutschen Lan-
den: »Die zuvorkommende Hölichkeit und Geschmeidigkeit des
durch französische Nachbarschaft polierten Rheinländers würde
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