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berühmt, seit sie ein Künstler in der »East Side Gallery« auf der
Berliner Mauer festhielt.
Manche der Verbündeten übertrieben die Unterwerfungsgeste so
sehr, dass diese zur harten Prüfung für die Sowjets wurde. Nikolaj
Poljanskij, Parteikader aus dem engeren Kreis um Chruschtschow,
beschrieb Jahre später in einem Interview den Staatsbesuch von
Jean-Bedel Bokassa, Herrscher der Zentralafrikanischen Republik,
auf der Krim: »Offenbar von dem Wunsch beseelt, seine endgültige
Bekehrung zum Kommunismus zu demonstrieren … hebt er zu
einer Serie von Küssen nach Art einer Mund-zu-Mund-Beatmung
an«. Während ein ukrainischer Genosse, schon von seiner Her-
kunft her mit südländischem Temperament gesegnet, »die Prüfung
dieses nicht enden wollenden Kusses mit Würde bestand«, überiel
Poljanskij Ekel: »Wie sehr ich mich zusammenriss, ich hielt diese
allzu lange mündliche Liebkosung nicht durch. Nach Luft schnap-
pend stieß ich mich unwillkürlich von ihm ab.«
»Feuerkuss«, »Geisterkuss«, »Nebenkuss«,
»Kartoffelkuss« …
Das Küssen jedenfalls konnte den Untergang des Sozialismus nicht
aufhalten. Nach der kapitalistischen Wende wurde Budapest statt-
dessen zur heimlichen Hauptstadt des Sex-Business. Obwohl die
Prostitution ofiziell gar nicht existiert, locken nun lüstern züngeln-
de Magyarinnen des Nachts in Fernsehspots oder auch tagsüber auf
illegalen Plakatanschlägen und fordern zu Küssen in allen mögli-
chen Regionen des Körpers auf. Daneben gibt es die Möglichkeit,
sich von barbusigen Friseusen die Haare schneiden zu lassen, von
spezialisierten Konditoren Dildos aus Schokolade zu bestellen oder
die Annehmlichkeiten der Dampfbäder für Herren zu nutzen, die
seit der türkischen Besetzung im 16. Jahrhundert Tradition in die-
ser Stadt haben.
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