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über diese seltsame Einkommensquelle der Farmer zu berichten, als erst mein
Mann und dann alle seine Freunde in lautes Gelächter ausbrachen, dem Kolle-
gen freundlich auf die Schultern klopften und ihm rieten, nicht so leichtgläubig
zu sein. Sie waren dabei so fröhlich und warmherzig, dass der Kollege nicht bö-
se sein konnte und herzlich mitlachte. In diesem Moment war er in Australien
angekommen und wurde voll akzeptiert.
Auch Touristen begegnen diesem Humor immer wieder. Tony Metcalfe, ein
bulliger ehemaliger Kampfschwimmer, war einer der ersten Australier in Ex-
mouth, die Touristen zum Beobachten des Walhais am Ningaloo Riff hinaus-
fuhren. Mit strenger Stimme erklärte er die Regeln des Schwimmens mit dem
Meeresdinosaurier und beruhigte nervöse Touristen. »Der Walhai ist zwar ein
Hai, aber er hat keine richtigen scharfen Zähne. Er frisst nur Kleinstlebewe-
sen.« Dann schüttelte er sorgenvoll den Kopf und sagte, dass man allerdings
bei der Identifizierung des Walhais manchmal Probleme haben könne. Seinem
Kollegen sei das erst kürzlich passiert. »Er hat eine ganze Ladung japanischer
Taucher vor dem Maul eines riesigen Tigerhais abgesetzt. Von weitem sehen Ti-
gerhaie und Walhaie ziemlich ähnlich aus. Nur hat der Tigerhai scharfe Zähne
und ist sehr aggressiv!« Tony verzog bei dieser Geschichte keine Miene. Erst als
ihn eine Touristin verängstigt anflehte, diesen Fehler nicht mit uns zu machen,
stahl sich ein langsames Grinsen über sein sonnengegerbtes Gesicht. »Nee,
das mach ich schon nicht. Genauso wenig wie mein Kollege.« War die ganze
Geschichte nun ein Witz? Oder wollte Tony seine Gäste nur beruhigen? Die
Touristen sahen Tony zweifelnd an, doch er grinste nur harmlos zurück und
schwieg.
Auch die »australischsten« aller Australier, die Ureinwohner, besitzen die-
sen trockenen, neckenden Humor. Bonnie Smith ist eine würdige alte Dame,
die ab und zu Touristen in eine der paradiesischen Schluchten des Karijini-
Nationalparks führt. Sie ist eine der traditionellen Besitzer dieses Landes und
tief in den Traditionen der Banjima, ihres Volkes, verankert. Für sie hat jedes
Wasserloch, jeder Felsenvorsprung, jede Höhle in der Schlucht eine historische
oder religiöse Bedeutung. Besucher, die das Glück haben, von Bonnie geführt
zu werden, bekommen einen Einblick in die Gesänge, Mythen, Heilmethoden
und Ernährungsweise australischer Ureinwohner. Bei einem Besuch zeigte sie
uns einen fast schwarzen Goanna, eine große Echse. »Goannafleisch mag ich
besonders gern«, sagte sie fröhlich. »Doch hier im Nationalpark dürfen wir sie
nicht jagen«, fuhr sie fort und lächelte, als sie unsere erleichterten Gesichter
sah. Stattdessen bot sie uns gefrorenes Emufleisch an, das der Leiter unserer
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