Travel Reference
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funktionieren hier nicht, selbst mit dem Satellitentelefon gibt es je nach Wetter-
lage Probleme. Russell kennt sich aus. Er weiß, welche Pisten zurzeit befahrbar
sind, wieviel Wasser und Sprit wir mindestens dabeihaben müssen, um es zum
nächsten Ort mit Zapfsäule zu schaffen, und er kennt versteckte paradiesische
Oasen, wie Butterfly Springs oder Cobbold Gorge, die man ohne Hinweise nie
finden würde. Geduldig bringt Russell auch dem ängstlichsten Fahrer unserer
Gruppe bei, auf den flachen, rauen Pisten mit mindestens 60 Stundenkilome-
tern zu fahren. »Wenn du langsamer fährst, knallt der Wagen in jedes Loch. Bei
höherer Geschwindigkeit springt er von Kuppe zu Kuppe.« Man muss nur dar-
auf gefasst sein, dass man plötzlich in Bull Dust landen kann, einem feinen, wei-
chen Sand, der sich in großen Löchern sammelt und sich unter den Rädern so
ähnlich anfühlt wie Schnee. Dann heißt es keine Panik, kein Bremsen, sondern
mit Gefühl leicht gegensteuern, eben wie auf Schnee, bis man wieder hartes Ge-
röll unter den Rädern hat.
Die manchmal rote, manchmal gelbbraune, aber immer staubige Piste führt
durch eine faszinierende Savannenlandschaft mit fast kniehohem, von der Son-
ne gelbbraun verbranntem Gras, kleinen Akazienbäumen und mannshohen
Termitenhügeln. Von Nahem betrachtet, erweisen sich die Hügel als kompli-
zierte Bauten, deren zahlreiche Rillen und Vorsprünge Schatten spenden und
Feuchtigkeit bewahren. Es sind geniale Klimaanlagen für die Insektenbewoh-
ner.
Am Spätnachmittag, wenn die untergehende Sonne die Savanne goldrot er-
glühen lässt, grasen honigbraune Wallabys am Straßenrand. Adler und Bussar-
de kreisen am Himmel. An Wasserlöchern und Flussufern sammeln sich Wild-
tauben, rosagraue Galahpapageien, kreischende Kakadus und Scharen gelbgrü-
ner Wellensittiche. Blaubunt schillernde Eisvögel hocken auf tiefhängenden Äs-
ten, auf kleine Fische und Salamander lauernd. Meterlange, wunderbar gemus-
terte Pythonschlangen sonnen sich hinter Baumstümpfen, aber auch ihre gif-
tigen kupferbraunen und schwarzen Kollegen. Im Schilf staksen Reiher und
schwarzhalsige Störche, Jabirus. Auf Felsbrocken in der Nähe des Wassers son-
nen sich Echsen jeder Größe. Im Wasser schwimmen Barramundi und kleine,
eher harmlose Süßwasserkrokodile und ihre bis zu sieben Meter langen, ganz
und gar nicht ungefährlichen Cousins, die gefürchteten Salties .
Die ersten 550 bis 600 Kilometer der Strecke von Darwin über Katherine
und Mataranka nach Roper Bar sind leicht zu fahren. Die Straße ist an vielen
Stellen neu geteert. Die einzigen Gefahren sind nachts vor das Auto springende
Kängurus und die riesigen Road Trains , wahre Monstertrucks, die im Northern
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