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Glaubensgenossen, doch die australische Regierung war nur schwer zu bewe-
gen, ihre Einreisequote zu erhöhen. Schließlich einigte man sich auf 15 000 jü-
dische Flüchtlinge verteilt auf drei Jahre. Die Kosten für die Überfahrt wur-
den von den Emigranten und der jüdischen Wohlfahrtsorganisation Australi-
ens, der Jewish Welfare Society , getragen, da die australischen Juden unbe-
dingt vermeiden wollten, Steuergelder für die Naziverfolgten auszugeben. Das,
so fürchteten sie, könnte latente antisemitische Gefühle in der Bevölkerung we-
cken.
Die Neuankömmlinge wurden gemahnt, sich nicht wie Fremde zu beneh-
men, sich zu kleiden wie andere Australier und vor allem nicht in großen Grup-
pen laut Deutsch zu sprechen. Selbst die australischen Juden sahen die An-
kömmlinge zuerst als Ausländer. Deutsche Juden, die vor 1939 geflohen waren,
wurden von den Behörden mit Misstrauen betrachtet. Einige wurden gar für ei-
ne Zeitlang gemeinsam mit Nazis interniert.
Das Ende der White-Australia -Politik
Ab 1957 wurde die White-Australia -Politik langsam aufgeweicht. Auch Nicht-
europäer durften nach 15 Jahren Australier werden. Der Rechtschreibetest wur-
de abgeschafft. Einwanderer wurden nicht mehr nach Rassenzugehörigkeit aus-
gesucht, sondern nach beruflichen Qualifikationen. Die Zahl der nichteuro-
päischen Einwanderer stieg langsam. 1973 führte die Labor-Regierung Gough
Whitlams die gleichen Regeln für alle Einwanderer ein. »Rasse« oder Hautfar-
be durften bei der Auswahl von Einwanderern keine Rolle mehr spielen.
Ab den 1970er Jahren wurden Flüchtlinge aus Vietnam, Laos, Kambodscha
und dem Libanon aufgenommen. Fast 90 000 vietnamesische Flüchtlinge fan-
den eine neue Heimat in Australien. Der damalige konservative Premierminis-
ter Malcolm Fraser konnte den Australiern klarmachen, dass das Land die Pf-
licht hätte, ehemalige Verbündete aus dem Vietnamkrieg und ihre Familien auf-
zunehmen. Nach dem Massaker an Studenten auf dem Tianamen Square, dem
Platz des himmlischen Friedens, in Peking, kündigte ein tief erschütterter Pre-
mierminister Bob Hawke mit Tränen in den Augen an, dass alle chinesischen
Studenten, die die Demokratiebewegung unterstützt hatten und zu dieser Zeit
in Australien studierten, in Australien bleiben könnten. 42 000 Studenten nah-
men die Einladung an und holten später ihre Familien nach. Heute leben über
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