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Mit dem Goldrausch kamen weitere Deutsche nach Australien. Bei Ausbruch
des Ersten Weltkriegs lebten in Australien rund 100 000 Deutschaustralier. Da-
von waren 30 000 bereits in der zweiten oder dritten Generation im Land. Sie
und ihre Vorfahren hatten Australien mit aufgebaut und zu seinem Wohlstand
beigetragen. Viele betrachteten sich bereits als Australier. Das hielt die dama-
lige australische Regierung des Premierministers William Morris Hughes nicht
davon ab, die »Deutschen« im Lande zu Feinden zu erklären, die das Land und
seine »britischen« Einwohner unterwanderten, um es nach einem Sieg dem
Deutschen Reich einzuverleiben. Viele Australier glaubten ihm. Eine antideut-
sche Hysterie breitete sich aus. Deutsche Schulen, deutsche Ortsnamen und
Clubs wurden verboten. Deutsche Geschäfte verloren ihre Kunden, deutsch-
stämmige Männer und Frauen fanden keine Arbeit mehr. 6890 Deutsche und
Deutschaustralier wurden in sogenannten German Concentration Camps mit
Stacheldrahtzäunen nach britischem Vorbild interniert. Viele waren dort jahre-
lang eingesperrt. Einer von ihnen war Edmund Resch, der Gründer einer erfolg-
reichen Brauerei in Sydney, der als Teenager nach Australien gekommen war.
Im Alter von 71 Jahren wurde er als »Deutscher« verhaftet und musste bis zum
Kriegsende in einem Camp aushalten. Der deutsche Honorarkonsul in Adelai-
de, Hugo Muecke, der als kleines Kind nach Australien gekommen war, wurde
ebenfalls interniert, obwohl sein Sohn an der Seite anderer australischer Solda-
ten in Gallipoli verwundet worden war und danach als Teil der Australian Im-
perial Force in den Gräben Frankreichs gegen die Deutschen kämpfte.
Während des ganzen Ersten Weltkriegs wurde kein einziger Deutschaustra-
lier der Spionage für das Deutsche Reich überführt. Dennoch wurde die Mehr-
heit der deutschen Internierten nach Kriegsende nach Deutschland abgescho-
ben. Viele der Abgeschobenen hatten nie in Deutschland gelebt. Die meisten lie-
ßen ihre Familien in Australien zurück, da sie für sie keine Zukunft in Deutsch-
land sahen.
In den 1930er Jahren begann eine verstärkte Emigration deutscher Juden
nach Australien. Da auch in Australien nach der großen Depression Arbeitslo-
sigkeit herrschte, war die Einwanderung zu dieser Zeit stark beschränkt. Immi-
granten mussten mindestens 500 britische Pfund mitbringen, was damals ei-
ne Riesensumme war, oder die Ehepartner, unmündigen Kinder oder alleinste-
henden Schwestern eines bereits in Australien lebenden Verwandten sein. Nach
der Erlassung der Nürnberger Rassengesetze und der Reichspogromnacht in
Deutschland versuchten immer mehr verzweifelte Juden, den Nazis zu entkom-
men. Australische Juden sammelten Geld für ihre deutschen und polnischen
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