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putzigen Tiere, die ich noch auf der Safari bestaunt habe und die hier jetzt ziemlich trostlos
auf Coca Cola-Plastiktischen serviert werden. Noch unangenehmer ist ein ewig in Öl geb-
ratenes, wirklich traditionell zubereitetes Hühnchen. Das ist zäh wie Leder und schmeckt
als hätte das Huhn bereits die besten Jahre seines Lebens hinter sich gehabt, bevor es den
Weg in die Küche fand. Andere Sachen wiederum wie ein Maisbrei namens Ugali, Back-
bananen oder verschiedene Gemüsesorten wie das blattspinatähnliche Mchicha sind wirk-
lich lecker. Auch die Maiskolben, die überall am Straßenrand auf kleinen, unscheinbaren
Feuerstellen geröstet werden, sind mit zirka 500 Tansania-Schilling günstig und machen
ausgesprochen satt.
Schlafen muss ich natürlich auch irgendwo und wenn schon Backpacker, dann natürlich
jede Nacht woanders. Angefangen bei der anspruchsloseren Monges A Lodge für läppische
15 US-Dollarüberdiekomfortable Rafiki Lodge für40 US-Dollarbishinzurluxuriösen Il-
boru Safari Lodge mit Pool für 100 US-Dollar pro Übernachtung. In Arusha findet man für
jeden Geschmack und jeden Geldbeutel die passende und dringend benötigte Bleibe für die
Nacht, selbst wenn man, so wie ich als Backpacker, kurzentschlossen das kleine, goldene
Glöckchen an der Hotelrezeption läutet. „Hakuna Matata“ - alles kein Problem. Und falls
doch, dann ist es meist nur eine Frage des entsprechenden Trinkgeldes.
Arusha , I have to go. Ehe ich mich versehe, kreist die zweimotorige Boeing 737-700 über
die hellerleuchtete Berliner Innenstadt, zieht in einem weiten Bogen vorbei am Berliner
Fernsehturm und landet sanft auf dem Rollfeld des Airport Berlin Tegel. Da bin ich nun
wieder. Back from Tansania. Weder Precision Airlines noch das Chaos auf dem teilweise
abgebrannten Airport in Nairobi und erst recht nicht die Sicherheitsschleuse am Amster-
damer Airport Schiphol konnten mich aufhalten. Ich bin zurück im guten alten Deutsch-
land. Zurück an alter Wirkungsstätte und doch nicht derselbe wie noch vor drei Wochen.
Mit einem bewusst gepflegt-ungepflegten Bart, der die letzten Wochen in meinem Gesicht
gewuchert ist und klobigen Wanderstiefeln, an denen noch der getrocknete Matsch des
Kilimandscharos klebt sowie einer verdreckten Jeans und einem von der Sonne braun
gegerbten Gesicht, sitze ich im Express-Bus vom Airport zum Bahnhof Zoologischer
GartenundfühlemichschonfasterschlagenvonalldengrellenLichternundHochhäusern.
Dabei ertappe ich mich dabei, wie ich unter all den verblassten Gesichtern mitten im
Herzen Europas den einen, den einen besonderen Farbtupfer aus der anderen 6.000 km ent-
fernten Welt suche. Suche und suche, aber ihn nicht finde. Und dann erst realisiere ich un-
widerruflich: Das ist es gewesen, das Ende eines unvergesslichen Abenteuers. Das Ende
meines Abenteuers.
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