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So schön die verträumte Anlage mit
den roten Backsteinbauten von Basi-
lika, Königshaus, Kornspeicher und
Wachturm, mit Park und Klostersee
heute aussieht - einst befand sich hier
nur öde Sand- und Sumpflandschaft,
und man mag sich heute kaum vorstel-
len, welcher Anstrengungen es be-
durfte, um ihr dieses Ensemble abzu-
ringen. Aber mit diesem ältesten Zis-
terzienserkloster Brandenburgs ist
überhaupt erst so etwas wie Zivilisa-
tion in die Mark eingekehrt. Die Mön-
che errichteten nicht nur die Kloster-
gebäude, sie bestellten auch Äcker
und Weinberge, bauten Windmühlen,
begründeten Fischereien und Dörfer.
langgestreckten, hellen Kirchenraum,
den ein kunstvolles Kreuzrippenge-
wölbe mit fünf Jochen ziert. Was an
der Form besonders auffällt, ist die
halbkreisförmige Apsis, die sich an das
Langhaus anschließt und die wie-
derum von zwei zweigeschossigen,
quadratischen Kapellen flankiert wird.
Während der östliche Teil mit Chor,
Chor- und Langhaus noch im Stil der
Spätromanik erbaut wurde, sind die
westlichen Teile schon frühgotisch. Zu
den Blickpunkten im Inneren gehören
ein Triumphkreuz aus der Zeit von
1230, ein Schnitzaltar von 1476, ein Ta-
felbild von 1470 sowie der Grabstein
für Markgraf Otto VI., den Kleinen.
Der Traum von der Hirschkuh
Gegründet wurde das Kloster um 1180
von Markgraf Otto I. von Brandenburg,
dem Sohn Albrechts des Bären. Fon-
tane erzählt, der Markgraf habe auf ei-
ner Jagd die Vision von einer Hirschkuh
gehabt, die er im Traum niederschoss
und daraufhin beschlossen, hier ein
Kloster zu gründen. Die Hirschkuh war
Symbol für die Slawen, die es zu besie-
gen galt, und auch Namensgeber für
den Ort: Lehnin leitet sich aus dem sla-
wischen Wort für das weibliche Wild-
tier her. Bereits 1183 zogen Mönche
des Zisterzienserkonvents in Sittichen-
bach bei Eisleben hierher und began-
nen mit den Bauarbeiten. 1192 vom
Generalkapitel des Zisterzienserordens
in Citeaux formell bestätigt, entstand
ein repräsentativer Kirchenbau mit
langgestreckter Pfeilerbasilika, Quer-
schiff und Nebenchören.
Blickfang Königshaus
1260 vollendet, wird das Gotteshaus
1262 vom Erzbischof von Magdeburg
eingeweiht. Zum Gelände gehören na-
türlich auch Wirtschaftsgebäude, eine
Klausur, von der sich Teile des Kreuz-
gangs erhalten haben, ein Torhaus mit
Kapelle und ein Kornspeicher mit schö-
nen Spitzbogenarkaden. Besonders
prachtvoll ist das um 1400 entstandene
Königshaus. Der spätgotische Back-
steinbau mit filigranem Zierfries diente
ursprünglich als Hospital und wird
heute für Lesungen und Konzerte ge-
nutzt. Seinen Namen erhielt er im
19. Jh., als König Friedrich Wilhelm IV.
das Kloster wieder aufbauen ließ. Denn
zwischenzeitlich befand es sich in be-
klagenswertem Zustand. Mehrere Jahr-
hunderte hatte sich das Kloster als
Stätte kirchlicher Gelehrsamkeit be-
hauptet und für Wohlstand in der Mark
gesorgt. Allein 64 Dörfer gehörten zu
seinem Besitz, zu Beginn des 16. Jh. er-
lebt es unter seinem letzten Abt Valen-
tin noch einmal eine große Glanzzeit.
Doch als Kurfürst Joachim II. 1539 die
Reformation in der Mark Brandenburg
einführt, wird es säkularisiert.
Meisterwerk norddeutscher
Backsteinarchitektur
Die Klosterkirche ist mit ihrer schlich-
ten Architektursprache zweifelsohne
ein Meisterwerk der norddeutschen
Backsteinkunst. Man betritt einen
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