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Landhaus, das ja nicht zuletzt auch als
Prestigeobjekt zu dienen hatte. Neben
dem Weinkeller gehörten Bäder, An-
kleideräume, ein Speisesaal und ein
Musikzimmer zur notwendigen Aus-
stattung. Im Gegensatz zum einfachen
Bauerngehöft lagen die Wirtschafts-
gebäude vom Wohnhaus meist ge-
trennt.
Neben den Ländereien durfte bei
diesen Herrenhäusern auch ein liebe-
voll angelegter Garten nicht fehlen. Es
gibt nur noch sehr wenige in ihren Ur-
sprüngen erhaltene Palaus dieser Art,
etwa das Landgut Sa Raixa, ehemals im
Besitz Kardinal Despuigs aus dem
18. Jh., oder das benachbarte Alfàbia,
das im 13. Jh. dem arabischen Gouver-
neur von Pollença gehörte und mit sei-
nem üppigen Garten (Jardins d'Alfà-
bia) noch immer die islamische Vor-
stellung vom Paradies erkennen lässt.
Andere große Güter wurden in Frei-
lichtmuseen umgewandelt, am be-
kanntesten ist Sa Granja, das sogar
über einen Folterkeller verfügte, oder
Son Marroig, wo Erzherzog Salvator
von Österreich residierte.
Sehenswerte Fincas und
Palaus
Can Marquès: Das einzige für Be-
sichtigungen geöffnete Herren-
haus in Palma, www.canmarques
contemporaneo.net/home.html
(s. S. 90).
Els Calderers: Auch dieses Land-
gut bei Sant Joan ist heute ein
Museum, www.elscalderers.com
(s. S. 228).
Sa Granja: Zum Volkskunde-
museum umgestaltetes Landgut in
der Tramuntana, www.lagranja.
net (s. S. 172).
ren klein, um sommerliche Hitze und
winterliche Kälte fernzuhalten.
Mit dem Niedergang der Landwirt-
schaft und dem Erblühen des Touris-
mus nach dem Zweiten Weltkrieg
gewann die finca rustica eine neue Be-
deutung, wandelte sich vom Aschen-
puttel zur Prinzessin, war mit einem
Male begehrt bei zivilisationsmüden
Wohlstandsbürgern Westeuropas.
Unzählige Fincas in privater Hand
gibt es heute auf Mallorca, jede indivi-
duell umgestaltet und modernisiert,
ohne den mediterranen Charme zu
verlieren. Der Blick in das Internet und
die Reisekataloge beweist ihre zuneh-
mende Beliebtheit als Ferienunter-
kunft.
Der Palau
Auch die Städte hatten ihren traditio-
nellen Baustil, der einerseits vom
Klima, aber auch von der ständigen Pi-
ratengefahr geprägt war. Wer auf-
merksam durch Palmas Altstadt schlen-
dert, wird bemerken, dass sich selbst
die Stadtpalais ( palau ) nach außen hin
unscheinbar geben, weder durch auf-
wendigen Fassadenschmuck noch
durch große Fenster beeindrucken
wollen. Die Parallele zur nordafrikani-
schen Medina-Bauweise ist offenkun-
dig und ein bis heute deutliches Zei-
chen der islamischen Epoche. Allein in
den Innenhöfen, an den Emporen und
Herrenhäuser
des Landadels
Bereits im 18. Jh. entwickelte sich die
Sehnsucht wohlhabender Städter nach
ländlicher Idylle, freilich nicht in der
einfachen Form eines simplen Bauern-
gehöfts. Man verpflanzte den Komfort
der Stadtpalais in das repräsentative
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