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geworfen werden. Schafft es der Spie-
ler, den Ball hinter der gegnerischen
Linie abzulegen, gilt das als ›Versuch‹
(score a try) und erzielt vier Punkte, ge-
lingt es sogar - nun aber mit dem Fuß
- das Oval über die Latte des H-förmi-
gen gegnerischen Tors zu befördern,
sogar sechs Punkte (conversion).
Arbeitersiedlungen der Valleys viel-
mehr Ventil für den Frust der hart ar-
beitenden Kumpel. Die Bergwerksher-
ren und andere Unternehmer förder-
ten den Sport gezielt. Sie sahen es gern,
wenn sich die Arbeiter auf dem Spiel-
feld abreagierten, anstatt in den sozia-
listischen Arbeitervereinen womöglich
mit revolutionärem Gedankengut in
Berührung zu kommen - nach dem
Motto: lieber Rugby Union als Trade
Union (Gewerkschaft). Zudem stärkte
Rugby den Gemeinschaftsgeist, für die
Kumpel unter Tage überlebenswichtig.
Zum Nationalsport avancierte Rug-
by in Wales, nachdem der Besitzer ei-
ner Druckerei aus Newport 1881 eine
walisische Nationalmannschaft gegen
das englische Team aufstellte - die
Welsh Rugby Union war gegründet.
1900-18 holte sie einen Pokal nach
dem anderen, was dem aufkeimenden
Nationalbewusstsein gut tat.
Ruhig Blut im Gedränge
Rugby könnte man auch als Gruppen-
kampfsport bezeichnen. Beim soge-
nannten Gedränge (scrum) binden bzw.
verflechten sich die Spieler der beiden
gegnerischen Mannschaften mittels der
Arme und messen gebeugt, Stirn an
Stirn, ihre Kräfte. Beim offenen Ge-
dränge (ruck) stürzen sich alle auf einen
Haufen und vollführen etwas, das aus-
sieht wie eine reglose Schlägerei, bis der
Ball wieder zum Vorschein kommt, den
jemand an sich nimmt und die ganze
Lauferei beginnt von Neuem. Der Hin-
tergrund: Geht ein Spieler mit Ball zu
Boden - es ist erlaubt, ihn zu Fall zu
bringen (tackling) - stürzen sich andere
Spieler auf ihn und versuchen, ohne die
Hände zu benutzen nur durch Drücken
und Schieben an den Ball zu kommen.
Die Verletzungsgefahr für die Spie-
ler ist immens, viermal so hoch wie
beim Fußball. Prominentes Beispiel ist
Ex-Premierminister Gordon Brown, der
in seiner Jugend als eifriger Rugby-
Spieler die Sehkraft eines Auges ein-
büßte. Zahnschutz ist bei Amateuren
Pflicht, Kopfschutz ratsam.
Rugby hautnah
Noch heute ist Südwales die
Rugby-Hochburg des Landes. Die
meisten Vereine konzentrieren
sich in den ehemaligen Industrie-
städten. Die Saison beginnt im
September und dauert bis kurz
nach Ostern. Wer als Zaungast
samstags beim Training auf dem
Sportplatz einer Vorortsiedlung
zuschaut, bekommt einen guten
Eindruck von dem Spiel. Die Kar-
ten für das Cardiff Millennium Sta-
dion gehen lange vorher an Club-
mitglieder oder sind überteuert,
erschwinglich sind dagegen Karten
für Regionalspiele. Ein wichtiges
Sportevent in der angelsächsischen
Welt sind die Six Nations Cham-
pionships von Januar bis April
(Infos: www.wru.co.uk).
Kein Oberklasse-Sport
Anders als in England ist Rugby Union
in Wales nie der Sport rüpelhafter Pri-
vatschulzöglinge gewesen. Ende des
19. Jh. war das Mannschaftsspiel in den
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