Travel Reference
In-Depth Information
sisch sprechen. Aber im Westen, in Ce-
redigion, Carmarthenshire und Angle-
sey sowie im Norden sprechen bis zu
acht von zehn Bewohnern (neben Eng-
lisch) Walisisch. Unter den 10-14-
Jährigen erhöht sich der Anteil noch,
für sie ist Walisisch Umgangssprache.
Dazu trägt auch das Fernsehen bei, das
Soaps in walisischer Sprache zeigt.
1936 verübten prominente Nationa-
listen einen Brandanschlag auf eine im
Bau befindliche Bomberschule der bri-
tischen Luftwaffe in Penrhos auf der
Halbinsel Llŷn. Die als ›Y Tri‹ (die Drei),
heroisierten Täter, die der Polizeista-
tion in Pwllheli am 8. September 1936
um 2.35 Uhr persönlich ihr Bekenner-
schreiben übergaben, waren unbe-
scholtene Bürger: der Plaid-Cymru-
Vorsitzende Saunders Lewis, der Bap-
tistenprediger Lewis Valentine sowie
der Lehrer D. J. Williams. Angeklagt,
protestierten die drei dagegen, dass ih-
nen in englischer Sprache der Prozess
gemacht werden sollte. Beharrlich
sprachen sie während der Verhandlun-
gen ausschließlich Walisisch; es muss-
ten Dolmetscher eingesetzt werden.
Vom Londoner Old Bailey verurteilt, sa-
ßen sie neun Monate im Gefängnis.
Parteinahme für Wales
Die größte Diskriminierung erlebte das
Walisische im viktorianischen England.
In der Schule hieß es »Welsh not!« und
wer Arbeit finden wollte, musste Eng-
lisch beherrschen. Bereits im ausge-
henden 19. Jh. kam es zu einer Wie-
derbelebung nationaler Traditionen
wie des Eisteddfod (s. S. 32) und zu-
nehmend erscholl der Ruf nach mehr
politischer Eigenständigkeit für Wales,
nach ›Home Rule‹. Als ›Apostel des
walisischen Nationalismus‹ galt David
Lloyd George. Doch kaum Premiermi-
nister (1916-22), vergaß er ›Home Rule‹,
was radikalere Gemüter auf den Plan
rief: Unter dem Eindruck der Ereignisse
in Irland, wo es in Dublin Straßen-
kämpfe für die Befreiung von der eng-
lischen Oberherrschaft gab, schlossen
sich 1925 am Rand des National Eis-
teddfod in Pwllheli walisische Intellek-
tuelle zur ›Partei von Wales‹, Plaid
Cymru, zusammen. Ihr Ziel: »Engländer
raus aus Wales«. Sie forderten, Wali-
sisch solle einzige Landessprache sein.
Ziviler Ungehorsam
Dezentralisierung, Antimilitarismus,
Pazifismus und Nationalismus gehör-
ten für Plaid-Cymru-Anhänger zusam-
men. Intellektuelle wie der gefeierte
Dichter und Universitätsdozent Waldo
Williams (1904-71) weigerten sich wäh-
rend des Zweiten Weltkriegs Steuern
zu zahlen und gingen dafür ins Ge-
fängnis. Ihr ziviler Ungehorsam und der
Mut einzelner Waliser brachten peu à
peu weitere Zugeständnisse aus Lon-
don. Noch 1982 rangen Plaid-Cymru-
Anhänger der Regierung Thatcher die
Erfüllung eines Wahlkampfverspre-
chens ab: einen Fernsehsender in wali-
sischer Sprache - Sianel Pedwar Cymru
(S4C), heute ein wichtiges Stimulans
der walisischen Kulturszene. Erst der
Hungerstreik des prominenten Politi-
kers Gwynfor Evans hatte die konser-
vative Regierung drei Jahre nach dem
Wahlsieg zum Einlenken gebracht.
Die Helden von Penrhos
Im Zweiten Weltkrieg verweigerten
viele Parteimitglieder konsequent den
Kriegsdienst mit der Begründung, dass
sie als Waliser ja einer anderen Nation
als der Krieg führenden angehörten.
 
Search WWH ::




Custom Search