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Auf dem Kirchhof von Nevern, den man
durch eine Allee 600 Jahre alter Eiben
betritt, herrscht eine geheimnisumwit-
terte Stimmung. Als vor einigen Jahren
von einer der Eiben (die zweite rechts)
ein starker Ast abgesägt wurde, blutete
der Baum. Die Experten suchen noch
immer nach einer Erklärung für das
seltsame Phänomen, manche Einheimi-
sche dagegen kennen den Grund: An
dem Ast wurde einst ein Unglücklicher
gehenkt. Wir halten uns besser an die
harten Fakten: die Steine von Nevern.
ben einer lateinischen auch eine Og-
ham-Inschrift. Beide besagen, dass dies
der Stein von Maglocunus, Sohn des
Cluterus, ist. Ein weiteres Fenstersims
ist ein ebenso offensichtlich ›recycel-
ter‹ Baustoff: Es ist mit verschlungenen
Linien dekoriert und stand mit Sicher-
heit ursprünglich aufrecht.
Eine verschlüsselte Inschrift?
Das Hochkreuz neben der Kirche ist
über 4 m hoch und eines der schönsten
und am besten erhaltenen Hochkreuze
in Wales. Auf allen Seiten ist es mit den
unterschiedlichsten Flechtmustern ver-
ziert und dokumentiert auch in der Or-
namentik die engen Verbindungen, die
im Mittelalter zwischen Wales und Ir-
land bestanden, wo zahlreiche Hoch-
kreuze in diesem Stil zu finden sind. Die
Endlosmuster gelten als Symbol der
Ewigkeit. Die Inschriften, die sich zwi-
schen den Flechtmusterzonen auf Vor-
der- und Rückseite befinden, geben
den Experten noch Rätsel auf: Auf einer
Seite konnten die drei Buchstaben
»dns«, auf der anderen »h.an.eh« ent-
ziffert werden. Man nimmt an, dass das
Kreuz um das Jahr 1000 entstand.
Die Sprache der Steine
Rechts vom Südportal der Kirche steht
ein Stein mit einer Inschrift in Ogham-
Lettern oder besser Ogham-Strichcode.
Diese geniale, in Irland im 5. Jh., viel-
leicht sogar schon im späten 4. Jh. er-
fundene Schrift besteht aus rechts und
links einer Steinkante angebrachten
Kerben und Punkten. Dabei kommt es
darauf an, ob die Zeichen rechts oder
links und ob sie schräg oder gerade an-
gebracht sind: ein bis fünf Punkte sig-
nalisieren die Vokale a, o, u, e, i. Die
15 Konsonanten dieses Alphabets wer-
den durch ein bis fünf gerade Striche
rechts bzw. links sowie bis zu fünf
schräge Striche dargestellt - verblüf-
fend einfach. Wären die Zeichen im
Stein nicht so verwittert, könnte jeder
sie heute lesen und erfahren, dass dies
der Stein von Vitalianus ist. Der Og-
ham-Text an der oberen Kante lautet -
von unten nach oben gelesen - »Vita-
liani« und quer dazu in lateinischen
Lettern »Vitaliani Emerto«.
Wunder auf dem Pilgerweg
Die Kirche im Rücken wandert man am
Bach entlang und auf der anderen
Seite steil bergauf auf dem Weg, der zu
den spärlichen Ruinen auf dem Burg-
hügel führt. In einer Kurve zweigt der
Pilgerweg ab, der einst von Holywell
nach St David's führte. Im verwitterten
Sandsteinfels, dessen Struktur an eine
gemauerte Wand erinnert, ist in schwa-
chem Relief ein Kreuz zu erkennen: Pil-
grim's Cross. Das Pilgerkreuz ist ein wei-
teres ›Wunder‹ von Nevern. Wie groß
die Zahl der Wundergläubigen ist, die
hier noch heute vorbeikommen, lässt
sich an den zahlreichen in die Schlitze
gesteckten Münzen erkennen.
Fenstersimse mit Geschichte
Noch überraschender ist ein Blick ins
Innere der Kirche, die auf das 13. Jh. zu-
rückgeht, aber oft umgebaut wurde.
Man muss schon genau hinschauen:
ein waagerecht als Fenstersims ver-
wendeter Stein aus dem 5. Jh. trägt ne-
 
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