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Zu Fuß auf dem Jakobsweg unterwegs:
Hermann Künig von Vach (1494/95)
Außerdem versucht er sich in - wie auch im-
mer gearteten - Entfernungsangaben in Mei-
len, verweist auf Hospitäler und Brücken und
greift Begebenheiten und blutige Gerüchte
der Zeit auf. So erfahren wir zum Beispiel in
Burgos von einem Spitalmeister, der „drei-
einhalbhundert Brüder vergiftet“ hatte, bevor
er selbst den Tod fand. Und aus dem riojani-
schen Jakobswegstädten Nájera hat der
fromme Mönch zweischneidige Erinnerun-
gen mit nach Hause gebracht. Er berichtet
von der im Sankt-Jakobs-Spital tätigen Spi-
talsfrau, welche „Brüdern viel Bosheit tut“,
aber einen gewichtigen Vorteil der Über-
nachtungsstätte verschweigt er nicht: „die
Betten sind sehr gut“.
Lassen wir Hermann Künig von Vach ein-
mal richtig im Zusammenhang zu Wort kom-
men und hören, was er über die bevorste-
hende Etappe von Roncesvalles nach Pam-
plona geschrieben hat:
Äußerst amüsant für die Wallfahrer von heu-
te ist es, unterwegs - oder daheim - einen
authentischen Bericht aus lange vergange-
nen Zeiten in die Hand zu nehmen. Ein ech-
ter Klassiker unter den Reisebeschreibun-
gen von anno dazumal ist das von Hermann
Künig von Vach vor mehr als 500 Jahren ver-
fasste Büchlein „Die walfart und Straß zu
sant Jacob“, das in heutiger Schreibweise
unter dem Titel „Pilgerführer nach Santiago
de Compostela (1495)“ vorliegt (herausge-
geben von Ludwig Hengstmann; Nink-Ver-
lag, Solingen).
Der Servitenmönch Hermann Künig von
Vach, der jener im 13. Jh. in Italien entstan-
denen katholischen Ordensgemeinschaft
angehörte, war mutmaßlich von der Servi-
tenniederlassung Vacha an der Werra nach
Santiago de Compostela aufgebrochen.
Wahrscheinlich war er von Frühjahr bis
Herbst des Jahres 1494 unterwegs, schrieb
bis Juli 1495 an seinem Buch und ließ es im
selben Jahr in Straßburg drucken. In Vers-
form legt Hermann Künig von Vach Zeugnis
seiner Pilgerschaft quer durch Europa ab,
die ihn unter anderem über Fribourg, Lau-
sanne, Montpellier und Toulouse führte.
Charakteristisch für seinen Stil ist, dass er
den Pilger persönlich anspricht. Bei seinen
Landschafts- und Städtebeschreibungen
nennt er - auf dem spanischen Weg von
Ost nach West chronologisch fein geordnet
und noch heute nachvollziehbar - einzelne
Orte mit Namen, ihren Sehenswürdigkeiten
und Herbergen. Dazu gibt er handfeste Hin-
weise, wo man schmackhaftes Brot und
Wein bekommt, wo Brunnen vergiftet und
welche Gebirgspässe empfehlenswert sind.
„Über fünf Meilen
findest du ein Kloster zur Hand
Das liegt oben auf dem Rontzefall
(d.i. Roncesvalles)
danach über 3 Meilen
findest du auch ein Spital
Danach hast du 3 große Meilen
die sind nicht nah
dann kommst du in eine Stadt
heißt Pepelonia (d. i. Pamplona)
Und wenn du kommst über die Brücken
da magst du in ein Spital einziehen
Darin gibt man Wein und Brot
danach bald findest du auch eines
ist dirs Not.“
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