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Pastor Janus schreibt einen Brief
Während langer Jahre (1771-89) seines Wirkens auf Juist hatte der Insel-
pastor Janus beobachtet, dass es seinen Schäfchen trotz vieler Härten
offenbar gesundheitlich sehr gut ging. (Noch auf Bildern aus dem 19.
Jahrhundert sind urwüchsige, knorrige und wetterharte Prachtgestalten
zu sehen.) Janus schrieb diese „Wellness“, wie man sie im heutigen guten
Deutsch nennen würde, nicht unrichtig den heilsamen Effekten der See
und der Meeresluft zu. Daraus musste sich doch etwas machen lassen!
Also setzte sich der wackere Pastor Janus hin und verfasste folgendes
Schreiben an seinen König Friedrich II.:
„Allerdurchlauchtigster,
Großmächtiger König!
Allergnädigster König und Herr!
Die landesväterliche Sorgfalt, die Ewr. Königl. Majestät für die Erhaltung
der Gesundheit der Untertanen, und für Aufnahme des Landes selbst aller-
gnädigst beweisen, beweget mich, hierdurch alleruntertänigst bekannt zu
machen, was ich durch eigene Erfahrung als Beobachtung an anderen,
von dem großen Nutzen einer Ueberfarth zu einer Insel, und dem Ge-
brauch eines Bades von See waßer, in der bequehmsten Jahreszeit, wahr-
genommen habe.
Es ist bekannt, daß die See Luft immer mit den feinsten Theilchen ange-
füllet ist, welche den menschlichen Cörper so wohl durchs Einhauchen
als auch von außen durchdringen, und durch die revolvirende Kraft das
Unreine aus demselben wegschaffen können. Ist daher der Magen ver-
dorben und mit überflüssigem Schleim angefület, und sind andere Hin-
derniße vorhanden, welche der Verdauung nachtheilig sind, so befördert
die See Luft vermittelst der Überfahrt ein Erbrechen, oder resolvirt die
stockenden Säfte, daß die circulation hergestellet, und ein guter Appetit
erfolget. Hiervon bin ich so wohl durch Erfahrung an mir selbst als an an-
deren häufig belehrt worden.
Was ferner das Baden im See Waßer anbetrift, so lehrt die Erfahrung,
daß es bey vielen Zufällen vortrefliche Dienste thut. In rheumativmasche
Schmerzen ist das Baden in dem See Waßer und zwar an der Süd Seite
auf der Insul auf dem Hef, bey der Ebbe, ein unvergleichliches Mittel, sel-
bige zu stellen, und gäntzlich zu vertreiben. Selbst bey der eigentlichen
Gicht erweiset ein solches Bad vorzügliche Hülfe, davon ein gewißer an
gesehener Mann in Norden, welcher vor 3 Jahren mit dieser Maladie im
Arm geplaget war, und sich auf Anrathen ddh. Dook hier badete, den er-
wünschten Erfolg gesehen hat. Die bloße Hin- und Herfahrt kann, wie die
Erfahrung oft gelehret, einen Scorbutischen Patienten auf einmahl durch
einen Ausschlag befreien.
Da nun auf diese weise in der Nähe, und mit weit geringem Unkosten
zu erlangen, was man durch große Mühe und Ausgaben durch den Ge-
brauch des Aakner Bades und Pyrmonter Brunnens zu erreichen sucht:
so hoffe ich, daß mein Vorschlag einer näheren Untersuchung wird ge-
würdiget, und allgemeine bekannt gemacht worden.
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