Civil Engineering Reference
In-Depth Information
Das hohe Wärmespeichervermögen (ca. dreimal höher als bei Natursteinen) sorgt für ein ange-
nehmes Raumklima, besonders bei Böden mit Fußbodenheizung.
Durch ihre Offenporigkeit sind Cottoplatten jedoch sehr fleckempfindlich und auch nicht immer
frostsicher. Die Frostsicherheit muss sich im Bedarfsfall der Fliesenleger unbedingt vom Herstel-
ler und/oder Händler durch ein Zertifikat bestätigen lassen. Grundsätzlich ist aber von der Verle-
gung im Außenbereich abzuraten (Näheres im Punkt 14.6).
Die traditionellste Art der Herstellung der Cottoplatten ist die Handformung. In der Region
Impruneta gibt es noch zahlreiche Handwerksbetriebe, die diese Tradition bis heute fortführen.
Die heute industriell gefertigten Platten werden in modernen Produktionsanlagen durch Strang-
pressen hergestellt. Die Formlinge werden mit einem Draht vom Endlosstrang abgeschnitten und
in der Trockenkammer so lange getrocknet, bis sie ihre Grundfeuchte verloren haben. Anschlie-
ßend wird die Plattenoberseite maschinell mit Stahlbürsten behandelt, um der Platte die ge-
wünschte rustikale Struktur zu verleihen. Nach der Resttrocknung kommen die Formlinge in den
Brennofen. Die Tunnelöfen werden computergesteuert und besitzen drei Temperaturzonen (Auf-
wärmen, Brennzone, Abkühlen). Dieser Prozess findet - je nach Rohstoffbeschaffenheit (Tone,
Feldspat, Quarz, Minerale wie Silikate, Eisen, Aluminium) - bei Höchsttemperaturen zwischen
750 °C und 1500 °C statt. Nach dem Brennen werden die Cottoplatten ca. 15 bis 60 Minuten
gewässert. Sollen glatt geschliffene Platten hergestellt werden, können jetzt die Oberflächen ma-
schinell abgeschliffen werden.
14.5.2 Natursteinplatten
Für eine anspruchsvolle und attraktive Gestaltung werden Natursteine immer beliebter. Obwohl
die Verlegung und Nutzung von Natursteinplatten viele Risiken beinhalten, ist bei vielen Kunden
der Wunsch nach einem natürlichen Steinboden größer als eventuell auftretende Belagsschäden.
Kein anderes Belagsmaterial bietet solche vielfältigen Möglichkeiten der Material-, Farb- und
Oberflächenauswahl sowie der gezielten Auswahl der Nutzungseigenschaften. Auf der anderen
Seite stehen allerdings die Risiken, die ein natürlich gewachsener Stein mit sich bringt. Im Fol-
genden soll insbesondere auf spezielle Probleme der Natursteinsteinverlegung eingegangen wer-
den, um den Fliesenleger vor Schaden zu bewahren.
14.5.2.1 Gewinnung von Natursteinen
Die Gewinnung von Natursteinen erfolgt durch den Abbau im Steinbruch, in einigen Fällen auch
unter Tage.
Die älteste Abbaumethode ist die Keilspaltung. Dabei wurden an zwei Seiten eines Natursteinblo-
ckes tiefe Schlitze in das Gestein gearbeitet. Die dritte Seite des Blockes erhielt einen etwas fla-
cheren Schlitz. Auf dieser Seite wurde der Block mit Metall- oder Holzkeilen (diese werden an-
schließend gewässert) abgedrückt. Beim Sturzabbau wurden die Gesteinsteile unterhöhlt und auf
Holzpfählen abgestützt, die anschließend abgebrannt wurden und zum Absturz des Blockes führ-
ten. Heute übernehmen Maschinen und Geräte diese schwere körperliche und gefährliche Arbeit.
Insbesondere Kalkstein wird durch diese Abbaumethode gewonnen.
Typische Abbaumethode der heutigen Zeit ist das Sprengspalten. In die genau berechneten Bohr-
löcher werden exakt dosierte Sprengladungen eingelegt und nach der Zündung löst sich der Block
zielgerichtet.
Eine andere Möglichkeit der Natursteingewinnung ist die Hydrauliksprengung. Die Abspaltung
des Blockes erfolgt mit einem Druck von bis zu 500 bar (50 MPa), dieser wird in so genannte
Hydraulik-Kissen eingebracht, die sich im zuvor geplanten und hergestellten Spalten befinden.
Hauptsächlich Gneise und Granite werden durch Sprengen gewonnen.
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