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nun schnell und vergleichsweise billig
in andere Regionen Frankreichs und
Europas exportiert werden, es entstan-
den jene großen Obst- und Gemü-
segärten, die heute die Landschaft et-
wa des Comtat bestimmen. Der Hafen
von Marseille gewann mit den franzö-
sischen Kolonien in Übersee immer
mehr an Bedeutung.
provenzalischer Bauern verband sich
mit den Hoffnungen und Forderungen
der Arbeiterstädte. Doch auch das
Scheitern der Volksfront und den neu-
erlichen, nun konservativen Um-
schwung begleiteten Streiks und Pro-
teste im Midi.
Die französische Poltik stand immer
mehr im Zeichen der Bedrohung
durch Hitler-Deutschland. Schon seit
der Machtergreifung der Nazis war
die Provence in besonderer Weise be-
rührt worden. Von 1933 an zog es
nämlich Emigranten aus Deutschland
in die Provence, darunter bekannte In-
tellektuelle wie Thomas Mann oder
Bert Brecht. Als dann der Zweite Welt-
krieg begann, wurde es für diese
Flüchtlinge gefährlich. Denn obgleich
als Antifaschisten bekannt, behandelte
man sie vornehmlich als Deutsche und
steckte sie mitunter zusammen mit
deutschen Nazis in Internierungslager
wie jenes von Les Milles bei Aix, wäh-
rend im Norden schon die deutsche
Wehrmacht vorrückte.
Als Frankreich dann 1940 geteilt
wurde in eine nördliche, von Deutsch-
land besetzte Zone und eine südliche,
nur formell unabhängige und von
Vichy aus verwaltete Zone, mussten
die Emigranten in der Provence sogar
mit ihrer Auslieferung an Deutschland
rechnen. Marseille wurde zum Sam-
melbecken all jener, die das Land in
letzter Minute zu verlassen versuch-
ten. Viele von ihnen haben ihre dra-
matischen Erlebnisse aufgeschrieben
in dieser Provence, die vom Land der
Hoffnung zum Verhängnis wurde und
manchem zum unentrinnbaren Ge-
Die Provence
im 20. Jahrhundert
Der Erste Weltkrieg berührte die Pro-
vence nicht direkt. Marseille sah natür-
lich Flüchtlinge und Soldaten in großer
Zahl passieren und erlebte, weil die
Lebenshaltungskosten kriegsbedingt
sprunghaft angestiegen waren, 1917
auch Massenstreiks, die sich 1919 fort-
setzten.
In der Zwischenkriegszeit betraten
zwei Politiker provenzalischer Abstam-
mung die nationale Bühne. Zunächst
ein gewisser Charles Maurras aus Mar-
tigues, er sollte - wie auch Alphonse
Daudets Sohn Léon - eine wichtige
Rolle in der radikalen rechten Bewe-
gung L'Action Française spielen, dann
Edouard Daladier, Sohn eines Bäckers
aus Carpentras, der 1938 französi-
scher Ministerpräsident werden sollte.
Als 1936 die konservative Regierung
von der Front Populaire abgelöst wur-
de, einem Zusammenschluss der
Linksparteien, war der Stimmungs-
umschwung in der Provence beson-
ders deutlich. Massenstreiks und De-
monstrationen hatten sich 1935 vor al-
lem in Marseille und Toulon gehäuft.
Die traditionelle Links-Orientierung
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