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wir die nächste Siedlung auf einem
Gebirgsvorsprung antreffen: Lurs. Im
Mittelalter entdeckten die Bischöfe
von Sisteron diesen Platz, der ihnen
auf halbem Weg zwischen ihren bei-
den Kathedralen (Forcalquier und Sis-
teron) eine strategisch günstige Bleibe
bot. Sie errichteten ein mächtiges Cas-
trum, dessen Ruinen im Norden des
Dorfes noch zu sehen sind. Der einsti-
ge Reichtum des Ortes ist unverkenn-
bar; es lohnt sich, die engen Gassen
mit ihren regelmäßigen Steinhäusern
zu erkunden.
Hotel N
Le Séminaire ** / ⁄⁄⁄ , 04700 Lurs, Tel./Fax
04.92.79.94.19, www.hotel-leseminaire.com.
Schönes Logis-de-France-Haus im alten Dorf-
kern. Mit Schwimmbad und Restaurant.
Die „Affäre
Dominici“
von Lurs
Lurs war in den 1950er Jahren Schauplatz
einer Affäre, die nicht zuletzt durch den
gleichnamigen Film mit Jean Gabin von
1973 bekannt geworden ist. Im August
1952 wurde das englische Ehepaar Drum-
mond mit seiner kleinen Tochter zusam-
men ermordet aufgefunden - am Rand
der Landstraße und gleich neben dem Hof
La Grande Terre der aus Italien stammen-
den Familie Dominici.
Das patriarchenähnliche Oberhaupt die-
ser Sippe, der 76-jährige Gaston Domini-
ci, galt sogleich als Hauptverdächtiger. Die
Tatwaffe, die ihm gehörte, fischte man kurz
darauf aus der Durance. Doch die Aussa-
gen des Familienclans blieben konfus und
widersprüchlich. Gaston Dominici gab
schließlich an, ein Schäferstündchen mit
der englischen Touristin gehabt zu haben,
widerrief das aber gleich darauf. Der Indi-
zienprozess in Digne endete mit einem To-
desurteil gegen ihn; nach langer Haft wur-
de er von de Gaulle begnadigt und starb in
einem Altersheim. Er liegt in Forcalquier be-
graben.
Interessant ist diese Affäre, weil Richter
und Angeklagter während des Prozesses
einander offenbar überhaupt nicht verstan-
den: Nicht nur, weil der eine Französisch,
der andere Provenzalisch sprach, sondern,
weil sich hier die geradezu archaische, ge-
heimnisvolle Welt eines Bauern der Hoch-
provence auftat. Soziologen hat der Pro-
zess noch lange beschäftigt, ebenso übri-
gens Jean Giono, der sich dadurch in sei-
nen Schilderungen einer abgründigen,
mysteriösen Mentalität bestätigt sah.
 
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