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Legendär ist auch ein anderer Ge-
fangener: Der Mann mit der eisernen
Maske. Dieser Häftling, dessen Ge-
sicht nicht einmal die Wärter schauen
durften, lebte zur Zeit des Sonnenkö-
nigs. Dass er tatsächlich im Château
d'If gesessen hat, wird von der heuti-
gen Forschung aber bestritten. Seine
Gestalt ist noch immer unerklärt.
Der Marseillaiser Marcel Pagnol, ge-
standener Künstler schon und wohl
von einer Sinnkrise befallen, machte
sich zum allgemeinen Unverständnis
an eine historische Untersuchung des
Mysteriums. Sein - später bestrittenes
- Ergebnis: Es handelte sich um einen
Zwillingsbruder des Sonnenkönigs,
der als Erster geboren wurde, deshalb
Thronrecht hatte und wegen der of-
fensichtlichen Ähnlichkeit zu Ludwig
XIV. die eiserne Maske tragen musste
bis ans Ende seiner Tage.
Historisch oder nicht, der Rundgang
durch das Château d'If führt auch in
die Verliese. Ein kleines Restaurant
verkürzt die Zeit bis zum Rücktrans-
port.
Weitere Inseln sind Ratonneau und
Pomègues, verbunden durch die Mo-
le des gemeinsamen Hafens Port-
Frioul, sowie Tiboulen. Alle zusam-
men bilden sie das 200 ha große Ar-
chipel du Frioul. Die hellen Kalkfelsen
im tiefblauen Mittelmeer mit zum Teil
weißen Stränden und frischer Meeres-
luft wirken wie ein Flecken Paradies,
und doch waren sie, genauso wie If,
einst ein Hort der Verdammten. Im
gleichen Maße nämlich, wie Marseille
seine Handelsschiffe in alle Meere
schickte, brachten sie Seuchen und
Epidemien mit zurück. Jahrhunderte-
lang schickte man Pest- und Cholera-
opfer auf die Frioul-Inseln - zur Qua-
rantäne, meist aber zum Sterben. Heu-
te sind sie ein beliebtes Auflugsziel
und werden vom Alten Hafen aus an-
gelaufen.
Die Küste
östlich von Marseille
Die Landschaft östlich von Marseille
ist von einzigartigem Charakter in Eu-
ropa. Zwischen der Küstenstraße Cor-
niche und Cassis liegt das schönste
und unberührteste Stück französischer
Mittelmeerküste, das nichts gemein
hat mit den großen, mitunter öden
Stränden des Languedoc oder der
weitgehend zersiedelten, übervölker-
ten Côte d'Azur: die Calanques. Cas-
sis, ein feiner Badeort und La Ciotat,
das idyllische Hafenstädtchen, sind die
weiteren bekannten Ziele dieses Küs-
tenstreifens.
Die Calanques
XXII/A-B3
Die Calanques, geologisch ungenau
Fjorde der Provence genannt, er-
strecken sich auf 20 km Länge: eine
raue, zerklüftete Landschaft von wilder
Schönheit.
Es handelt sich um ein ausgedehn-
tes, bis zu 565 m hohes Massiv aus
hellem Kalkstein, das abrupt und bis
zu 400 m in das tiefblaue Mittelmeer
abfällt, dabei kleine Sandbuchten bil-
det, winzige Häfen und tief einge-
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