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im südlichen Mittelmeerraum zu ver-
streuen. Die Tiere, die auch während
der kalten Monate hier bleiben, sind
stets gefährdet, weil die Temperaturen
rapide sinken können und die Etangs
zufrieren lassen. Im Januar 1985 fielen
3500 flamants roses dem strengen
Frost zum Opfer; mittlerweile hat sich
ihre Zahl jedoch wieder stabilisiert.
Die reiche Vogelwelt wird vor allem
von der Landwirtschaft bedroht, durch
Pestizide in Wasser und Boden, das
Abbrennen von Stoppelfeldern, die
Zerstörung von Hecken und schließ-
lich auch durch die Jagd.
ren und damit seinen wichtigsten Reis-
lieferanten. Die Camargue füllte diese
Lücke prompt aus, und der Reis ent-
wickelte sich zu ihrem wichtigsten An-
bauprodukt. Eine folgenschwere Ent-
scheidung, nahm doch der Reisanbau
nicht nur immer mehr Lebensraum
von Tieren und Pflanzen in Beschlag,
sondern entsalzte durch seinen hohen
Bedarf an Süßwasser auch den Boden
und brachte so das ökologische
Gleichgewicht der Camargue aus den
Fugen.
Dabei ist der Anbau auch nicht so
rentabel, denn die Camargue liegt an
der Nordgrenze der Klimazone, wo
Reis überhaupt gedeihen kann. Zu-
dem ist der Markt großen Schwankun-
gen ausgesetzt: Während 1960 noch
32.500 ha Land mit Reis bebaut wur-
den, waren es im Jahr 1974 nur ganze
6000 ha. Seit 1989 hat sich die Fläche
bei immerhin wieder 15.000 ha stabili-
siert.
Die Landwirtschaft - darunter auch
Wein-, Getreide- und Sonnenblumen-
anbau - sucht in ihrem engen Umkreis
weiter nach neuen Anbauflächen,
wird jedoch von der Natur selbst in ih-
re Schranken gewiesen: Salz, grausa-
me Winde, die sintflutartigen Regen-
fälle und lange Dürreperioden ma-
chen ihr das Leben schwer, aber auch
Verwüstungen durch wild lebende Tie-
re, wie die Flamingos, die immer wie-
der die Reissaat aufpicken.
Für die Salzgewinnung wird zwi-
schen März und September Meerwas-
ser aus dem Golf von Beauduc ge-
pumpt; das Salz wird im Meerwasser
(Salzgehalt ca. 36 g pro Liter) durch
Wirtschaftsformen
der Camargue
Den Boden der Camargue zu bebau-
en, war lange Zeit schwierig oder gar
unmöglich, denn er enthielt nicht nur
zuviel Salz, sondern wurde auch regel-
mäßig von den Wassern der Rhône
und des Meeres überschwemmt.
Nach dem Bau der Rhône-Deiche
und der Digue à la Mer erlebte die
Landwirtschaft in der zweiten Hälfte
des 19. Jh. eine erste goldene Zeit -
ausgerechnet auf der Basis von Wein,
der heute sicher nicht zu den besten
Provence-Weinen zählt. Alles begann
mit der Reblaus-Plage, die einen gro-
ßen Teil der französischen Weinfelder
zerstörte. Nur die Reben der Camar-
gue hatten gesund überlebt, weil sie
im Herbst stets unter Wasser standen
- zunächst ein Glücksfall der Natur,
später gewollte Anbaupraxis.
Im zweiten Weltkrieg hatte Frank-
reich seine Indochina-Kolonien verlo-
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