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Tarascon
Sehenswertes
IX/C2
Tarascon wird beherrscht von der
hoch über der Rhône aufragenden
Burg. Sie gilt als Schloss des guten Kö-
nigs René, der aber nur den um 1400
von seinem Vater begonnenen Bau
vollenden und reich dekorieren ließ.
Von außen ganz mittelalterlicher
Wehrbau, geschützt durch die Rhône
und tiefe Wassergräben, mit strengen,
hohen Fassaden und Türmen, zeigt
sich im Inneren die Nähe zur Renais-
sance. Man passiert zunächst die Brü-
cke, dann einen Vorhof mit drei Tür-
men und überwindet einen weiteren
Graben, bevor man das eigentliche
Schloss mit dem Ehrenhof erreicht. Be-
grenzt durch mehr als 45 m hohe Sei-
tenflügel, überrascht er mit einer rei-
chen Dekorierung. Bemerkenswert ist
vor allem die prächtige Treppe und
der Eingang zur unteren Kapelle im
gotischen Flamboyant-Stil. Der Nord-
flügel, der Rhône zugewandt, besteht
aus drei Stockwerken mit jeweils ei-
nem großen Saal. Darin befindet sich
eine Sammlung wertvoller Wandteppi-
che aus dem 17. Jh. zu den Eroberun-
gen Scipios. Im mittleren Geschoss
sind „Graffiti“ erkennbar, Wandkritze-
leien von britischen Soldaten, die hier
im 18. Jh. gefangen waren. Sie erin-
nern daran, dass das Schloss nach
dem Anschluss der Provence an Frank-
reich zu einem Gefängnis verkam. In
der Revolutionszeit saßen Jakobiner
ein; sie wurden erdolcht und in die
Rhône geworfen. Man mag sich daran
erinnern, wenn man von der großen
Panoramaterrasse den Blick auf die
Tarascon passiert man, um anderswo
zu bleiben. Das Tor zu den Alpilles
wirkt auf den ersten Blick nicht gerade
einladend mit ständigem Stau auf der
Durchgangsstraße und dem penetran-
ten Gestank der benachbarten Papier-
fabrik. Und doch ist Tarascon eine Ent-
deckung wert.
Da sind zunächst die beiden Sym-
bolfiguren, Tarasque und Tartarin. Ta-
rasque, jener legendäre Drachen, der
im Uferdickicht der Rhône hauste und
harmlose Spaziergänger verschlang,
ist eines der bekanntesten Fabelwesen
der Provence - Symbol des Heiden-
tums oder einfach der Vernichtungs-
kraft der Rhône. Die heilige Martha
soll es mit einem Kreuzzeichen ge-
bannt und dann den Tarasconesern
zur Steinigung vorgeführt haben. Ta-
rasque ging ins Stadtwappen ein, und
die Gebeine der Martha in die nach
ihr benannte Kirche. Im 19. Jh., als der
einst bedeutende Brückenkopf längst
in Provinzialismus erstarrt war, schuf
Alphonse Daudet seinen Tartarin de
Tarascon, den Romanhelden, der die
Tarasconeser in ganz Frankreich zum
Urbild des provenzalischen Hinter-
wäldlers stilisierte.
Kleine Kapelle in den Alpilles
 
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