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höchstens an der Grenze zur Dau-
phiné. In der Camargue hingegen gibt
es noch Dächer mit Schilfrohr.
Innerhalb der Provence gibt es eine
ganze Reihe von Bezeichnungen für
Häuser auf dem Land. Da ist zunächst
der Mas, ganz allgemein der Name für
einen einzeln liegenden Hof in der
Provence der Ebenen. In der Camar-
gue ist diese Bezeichnung aber nur für
große und wichtige Anwesen üblich.
Ein solcher Mas, errichtet aus Quader-
steinen, besteht in der Regel aus ei-
nem imposanten Herrenhaus, im Som-
mer Wohnstätte des Besitzers, aus ei-
nem zweiten Gebäude für den Päch-
ter sowie mehreren Nebengebäuden
wie etwa der Schäferei, die wesentlich
weniger aufwendig gebaut sind und in
denen oft die Bediensteten schliefen.
Die Bastide, vorrangig im Land von
Aix zu finden, enthält ebenfalls ein
Herrenhaus als Sommersitz reicher
Aixoiser, dazu das Haus des Pächters
und Nebengebäude.
Die Grenze zwischen Bastide und
Schloss ist schwer zu ziehen, verfügen
doch auch die Schlösser der Gegend
über landwirtschaftliche Nebengebäu-
de. In jedem Fall stehen die Bastiden
für eine intensive Begegnung von
urbaner und ländlicher Welt in der
Provence: Reiche Städter sahen diese
Landgüter, die ja oft in unmittelbarer
Umgebung von Aix oder Marseille lie-
gen, nicht bloß als Investition, sondern
auch als Bestandteil ihrer Freizeit, ja
als Zweitwohnsitz für die Sommer-
monate.
Stadt und Land durchdringen einan-
der auch im Mas der Camargue, ganz
sichtbar in der Architektur: Das Her-
renhaus als zentraler Teil des Mas ist
mit seiner symmetrischen, aufwendi-
gen Fassade aus bestem Stein sozusa-
gen ein aufs Land verpflanztes Hôtel
particulier, hier eben mit schilfrohrge-
deckten Schäfereien an seiner Seite.
Was nun die Masse der Häuser auf
dem Land betrifft, also nicht die auf-
wendigen Mas und Bastiden, so unter-
scheiden sie sich bei einer weit-
gehenden Übereinstimmung in Bau-
weise und Baumaterial vor allem
durch Form und Aussehen. Im Berg-
land wird höher gebaut, mit Dächern,
die nur aus einer einzigen Schräge be-
stehen und Mauern, die unverputzten
Stein zeigen, während in der Ebene
niedrigere Häuser mit zwei Dach-
schrägen und verputzten Mauren häu-
figer sind.
Typisch für die gesamte Region ist
hingegen, dass ein rechteckiges Ba-
sisgebäude ergänzt wird um ver-
schiedene weitere Baukörper. Sofern
es sich um Häuser innerhalb eines
Dorfes handelt, fällt generell die ge-
ringe Grundfläche von oft nicht mehr
als 25 oder 30 Quadratmetern auf, die
durch ungewöhnliche Höhe der Häu-
ser ausgeglichen werden muss. Häufig
beziehen Dorfhäuser Felsen mit ein,
etwa als vierte Wand oder sogar, bei
den maisons troglodytiques, durch ei-
ne Bauweise in den Fels hinein.
Bei freistehenden Häusern gehören
Bäume fast mit zur Architektur: Vor
dem Haus ein Schatten spendender
Baum, der aber seine Blätter im Win-
ter verliert und dann Licht und Sonne
durchlässt, also nie eine Zypresse, son-
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