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Buchstaben. Die Anzahl der Bestandteile zu kennen genügt nicht. Der Bau des Ganzen
hängt von ihrer Kombination zu Wörtern und von deren Beziehung untereinander ab.
Arthur Koestler führte für Ganzheiten, deren Bestandteile wiederum Ganzheiten sind,
den Begriff »Holon« ein:
Jedes Holon besitzt die doppelte Tendenz, einerseits seine Individualität als quasi-
autonome Ganzheit zu wahren und zu bekunden und andererseits als integraler Best-
andteil einer (existierenden oder evolvierenden) größeren Ganzheit zu fungieren.
Diese Polarität von Selbstbehauptung und Integration liegt im Begriff der hierarchis-
chen Ordnung. [98]
Für geschachtelte Hierarchien von Holons führte Koestler den Begriff »Holarchie« ein.
Ganzheiten lassen sich auch im Sinne der Systemtheorie auffassen. Sie spricht von
»einer Konfiguration von in ein Beziehungsgeflecht eingebundenen Teilen«. [99] Solche
Ganzheiten werden auch als »komplexe Systeme« bezeichnet und sind der Gegenstand
einer Reihe mathematischer Modelle unterschiedlicher Namengebung wie »komplexe
Systemtheorie«, »Komplexitätstheorie« oder »Komplexitätswissenschaft«. [100]
Um ein Beispiel aus der Chemie zu nehmen, könnten wir an das Benzol denken,
dessen Molekül aus sechs Kohlenstoffatomen und sechs Wasserstoffatomen besteht.
Jedes dieser Atome ist ein Holon aus dem Kern und den umgebenden Elektronen. Im
Benzolmolekül schließen sich die Kohlenstoffatome zu einem Ring zusammen und teilen
sich die Elektronen, die den Kohlenstoffring als eine Art Wolke umgeben. Die Schwin-
gungsmuster des Moleküls teilen sich den Atomen mit, und da die Elektronen elektrisch
geladen sind, befinden sich die Atome in einem schwingenden elektromagnetischen Feld.
Benzol ist bei Raumtemperatur flüssig, kristallisiert jedoch unterhalb 5,5 Grad Celsi-
us, und dabei stapeln sich die Moleküle nach einem regelmäßigen dreidimensionalen
Muster, der sogenannten Gitterstruktur. Dieses Kristallgitter schwingt ebenfalls in har-
monischen Mustern [101] und erzeugt elektromagnetische Felder, die auf das Molekül
zurückwirken. Wir haben hier eine geschachtelte Hierarchie der Organisation und darin
Interaktionen aufgrund einer geschachtelten Hierarchie von schwingenden Feldern.
Im Verlauf der Evolution erscheinen neue Holons oder Ganzheiten, die es zuvor nicht
gab - etwa die ersten Aminosäuremoleküle, die ersten lebenden Zellen, die erste Blume
oder der erste Termitenbau. Da Holons Ganzheiten sind, müssen sie durch plötzliche
Sprünge entstehen. Neue Organisationsebenen »emergieren«, und ihre »emergenten Ei-
genschaften« gehen über die der vorher vorhandenen Teile hinaus. Dasselbe gilt auch
für neue Ideen oder neue Kunstwerke.
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