Biology Reference
In-Depth Information
Meme und morphische Felder
Nach der materialistischen Sicht der Dinge ist Vererbung materialistischer Natur - außer
bei der kulturellen Vererbung, die nach allgemeinem Konsens anders funktioniert, näm-
lich überwiegend als ein Lernen durch Nachahmung. Richard Dawkins schlug 1976 den
Begriff »Mem« (in Analogie zu »Gen«) für eine Einheit der kulturellen Vererbung vor:
Beispiele für Meme sind Melodien, Ideen, Schlagworte, Kleidermoden, Besonder-
heiten der Töpferei oder des Baues von Gewölbebogen. Wie Gene sich fortpflanzen,
indem sie über Samen- und Eizellen von Körper zu Körper hüpfen, so pflanzen Meme
sich fort, indem sie - über einen Prozess, den wir im weitesten Sinne als Imitation
bezeichnen können - von Gehirn zu Gehirn hüpfen. [327]
Diese Idee erwies sich ebenfalls als ein erfolgreiches Mem, woraus erhellt, dass dieser
Begriff einen Bedarf deckte. [328] Der materialistische Philosoph Daniel Dennett hat den
Mem-Begriff zum »Eckstein« seiner Theorie des Geistes gemacht. [329] Aber dieser Begriff
ist zu atomistisch und zu reduktionistisch, weshalb einige Autoren neue Ausdrücke
ins Gespräch bringen, mit denen sie zu größeren Gebilden verlinkte Mem-Komplexe
bezeichnen, etwa »koadaptierter Mem-Komplex« oder »Memplex«. [330]
Gerade Atheisten sind vom Begriff »Mem-Komplex« angetan, weil er aus ihrer Sicht
- als so etwas wie ein geistiges Virus, das die Gehirne anderer infiziert - Religion
erklärt. [331] Sich selbst sehen sie als immun. Aber muss nicht auch der Materialismus sol-
ch ein virulenter Mem-Komplex sein, der sich in ihren Gehirnen ausgebreitet hat? Viel-
leicht ist der materialistische Memplex sogar ein besonders aggressives Virus, das seine
Opfer in missionierende Atheisten verwandelt und flink von ihren Gehirnen auf möglichst
viele andere überspringt.
Soviel auch über Meme und ihre Rolle in Kultur und Religion spekuliert wurde, was
sie eigentlich sind, blieb dunkel. Materialisten stellen sie sich als materielle Gebilde in
materiellen Gehirnen vor, aber es hat noch niemand ein Mem in einem Gehirn gefunden
oder von einem Gehirn zum nächsten hüpfen sehen. Sie sind unsichtbar. Letztlich sind
sie Ordnungs- oder Informationsmuster, und ich fände es produktiver, sie als morphische
Felder zu sehen, die durch morphische Resonanz von Gehirn zu Gehirn übertragen wer-
den. [332] Aus materialistischer Sicht besteht ein grundsätzlicher Unterschied zwischen
genetischer und kultureller Vererbung - Erstere ist materieller Natur, Letztere nicht.
Meme als materielle Objekte anzusprechen ist ein Versuch, dieses Problem zu umgehen,
Search WWH ::




Custom Search